
Hamburg (dpa) – Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Milliardär Klaus-Michael Kühne soll Hamburg in der Hafencity eine neue Oper von Weltrang bekommen. «Geplant ist ein architektonisch herausragendes Gebäude, das beste Bedingungen für die Hamburgische Staatsoper bieten und diesen besonderen Ort an der Elbe für alle zugänglich machen soll», teilten die Stadt und Vertreter der Kühne-Stiftung mit.
Vertraglich vereinbart wurde, dass die Stadt das begehrte Grundstück auf einer Landzunge zur Verfügung stellt und erschließt. Die Kühne-Stiftung soll den Bau des Opernhauses finanzieren. Eine Summe wollten die Verantwortlichen nicht nennen. Der 87-jährige Kühne hatte jedoch angekündigt, für den Neubau bis zu 330 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
«Wir wollen ein Opernhaus von Weltrang bauen, das wie die Elbphilharmonie die Kultur in unserer Stadt bereichern und ihre internationale Strahlkraft beflügeln soll», sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Das Angebot von Kühne sei eine «historische mäzenatische Schenkung».
Angebot sei «historische mäzenatische Schenkung»
Nach Fertigstellung gehe der Bau «als Geschenk an die Stadt und ihre Bürger» ins Eigentum der Stadt über und die Staatsoper Hamburg werde in das neue Haus einziehen. Das traditionsreiche und denkmalgeschützte Operngebäude an der Dammtorstraße soll danach anderweitig kulturell genutzt werden.
«Wir können jetzt an die lange Tradition der Bürgeroper anknüpfen und die Operngeschichte in Hamburg weiterschreiben», sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Die Schenkung sei wirklich etwas Bemerkenswertes, «was in dieser Dimension kaum irgendwo denkbar wäre».
Fünf Architekturbüros sollen Vorschläge einreichen
Für die Planung und den Bau des Opernhauses hat die Stiftung eine Gesellschaft gegründet, an der die Stadt und die Staatsoper als Minderheitsgesellschafter beteiligt werden. Nach einer theaterfachlichen Vorplanung werde es «ein architektonisches Qualifizierungsverfahren» geben. Dabei sollen fünf Architekturbüros ihre Vorschläge einreichen können.
Für die Gründung und den Flutschutz auf dem Baakenhöft werde die Stadt 147,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen. «Abgesehen davon übernimmt die Kühne-Stiftung ohne jegliche Einschränkungen alle Kosten für den Bau und die Errichtung des Opernhauses – inklusive aller Kostensteigerungsszenarien, die sich im Laufe des Bauprozesses ergeben werden», sagte Brosda. Der Betrieb der Hamburgischen Staatsoper verbleibe in der Verantwortung der Stadt.
Opernsanierung in anderen Städten wesentlich teurer
Brosda verwies auf Opernsanierungsprojekte in anderen Städten, die erheblich teurer geworden sind. So seien die Kosten in Stuttgart auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro gestiegen, die Stadt Köln liege bei der Sanierung ihrer Bühnen bei 1,1 Milliarden Euro. Die Stadt Düsseldorf, die sich für einen Neubau und den Abriss ihres alten Operngebäudes entschieden habe, rechne mit 750 Millionen Euro.
«Was lange währt, wird endlich gut», sagte Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung. «Nach intensiven Verhandlungen mit der Stadt freuen wir uns, jetzt loslegen zu können. Das neue Haus soll nicht nur ein Ort für zehntausende Opern- und Ballettbegeisterte sein, sondern auch Bürger und Gäste einladen, eine großzügige Parkanlage am Wasser zu genießen.» Nach einer Planungsphase von ein bis zwei Jahren rechne er mit einer Fertigstellung der neuen Oper in der Mitte der 2030er Jahre.
Im Frühjahr 2022 hatte Kühne das erste Mal angekündigt, er würde seiner Heimatstadt Hamburg gerne ein Opernhaus schenken. Nach anfänglicher Skepsis konnten sich die Vertreter der Stadt immer mehr mit dem Vorschlag anfreunden und die Verhandlungen über den Bau schritten hinter verschlossenen Türen weiter voran.
Was wird aus der alten Oper an der Dammtorstraße?
Am Montag war ein Notartermin mit Kühne jedoch kurzfristig abgesagt worden. Daraufhin hatte es von verschiedenen Seiten Kritik an den geheimen Verhandlungen und dem Projekt insgesamt gegeben. Der Hamburger Steuerzahlerbund warnte vor enormen Risiken. Großprojekte seien in dieser Stadt notorisch anfällig für Kostenexplosionen und Verzögerungen. Auch die Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft hatte das Projekt kritisiert. Der Hamburger Denkmalverein forderte den Erhalt der alten Staatsoper und startete eine Online-Petition.
Nach den immensen Kostensteigerungen beim Bau der Elbphilharmonie wollte die Stadt diesmal kein finanzielles Risiko eingehen. Neben dem geplanten Opernneubau hat Hamburg noch eine andere Großbaustelle, deren Zukunft ungeklärt ist: Seit Ende Oktober 2023 ruhen die Arbeiten am Elbtower, nachdem die Signa Prime Selection AG des Bauunternehmers René Benko, an der auch Kühne beteiligt war, pleiteging. Es gebe jedoch keine Verbindungen zwischen den beiden Projekten, versicherte die Stadt.