HSV-Trainer Baumgart: «Vergangenheit zählt heute nicht mehr»

Zwischen Anspruch und Realität, Tradition und Gegenwart: HSV-Trainer Steffen Baumgart macht sich Gedanken.
Zwischen Anspruch und Realität, Tradition und Gegenwart: HSV-Trainer Steffen Baumgart macht sich Gedanken. Foto: Swen Pförtner/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Steffen Baumgart hat die besonderen Erwartungen an ihn und den Hamburger SV beschrieben. «Ich erlebe rund um den Club oft den Anspruch, dass es noch viel besser gehen muss: Gewinnst du, ist das selbstverständlich, ein normaler Sieg, verlierst du, ist es eine Katastrophe», sagte der Trainer des hanseatischen Fußball-Zweitligisten der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». 

Auch sein Anspruch sei groß. «Doch der HSV ist der einzige Verein, den ich kennengelernt habe, wo ein Unentschieden eine Niederlage ist. Das geht hier ganz schnell», meinte der 52-Jährige weiter. Auch er müsse lernen, diese Stimmung nicht komplett aufzunehmen.

«Die zweite Liga ist die ausgeglichenste Liga»

Der HSV stieg 2018 nach 55 Jahren aus der Bundesliga ab und versucht seitdem, wie andere große Vereine, wieder aufzusteigen. Vor dem 13. Spieltag dieser Saison sind die Hamburger Tabellenfünfter und treffen im FC Schalke 04 am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) ebenso auf einen Club mit einstmals großer Vergangenheit und noch trüberer Gegenwart. 

«Die zweite Liga ist die ausgeglichenste Liga», erklärte Baumgart. Was die Spannung angeht, sei sie ganz vielen anderen Ligen voraus. «Da kannst du dich in den seltensten Fällen rauskaufen.» 

Nur vom Aufstieg zu reden, reicht nicht

In Hamburg sei der HSV zwar ein großer Verein, was etwa die Mitgliederzahlen oder die Auslastung des Stadions angeht. «Aber wir sind trotzdem der Verein, der gerade am längsten in der zweiten Liga spielt», betonte er. Das Anspruchsdenken Bundesliga sei zwar schön und auch das klare Ziel. «Aber es erfüllt sich nicht, indem du nur redest.»

Traditionsvereine wie der Hamburger SV lebten gerne in der Vergangenheit, «nur der Fußball der Vergangenheit zählt heute nicht mehr», sagte der Ex-Bundesliga-Profi. «Der HSV ist ja nicht erst jetzt erfolglos, seit er abgestiegen ist, er war die Jahre davor auch schon erfolglos.» Als der HSV abgestiegen war, hätten viele gesagt, «das wurde auch mal Zeit. Nur hat niemand damit gerechnet, dass die zweite Liga so ein Haifischbecken ist.»