Immer mehr Kokain-Patienten in Hamburg

Die Zahl der wegen Kokainmissbrauchs in Kliniken oder bei Ärzten in Hamburg behandelten Patientinnen und Patienten hat nach Angaben der Barmer-Krankenkasse deutlich zugenommen. (Symbolbild)
Die Zahl der wegen Kokainmissbrauchs in Kliniken oder bei Ärzten in Hamburg behandelten Patientinnen und Patienten hat nach Angaben der Barmer-Krankenkasse deutlich zugenommen. (Symbolbild) Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Immer mehr Menschen in Hamburg landen wegen Kokainmissbrauchs beim Arzt oder im Krankenhaus. Wurden 2019 schätzungsweise 4.530 Patientinnen und Patienten behandelt, waren es im vergangenen Jahr bereits 5.500, wie es in einer Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung heißt. Das entspreche einem Anstieg um 21,4 Prozent. Bundesweit wurden demnach 2023 rund 65.000 Patienten wegen Kokainmissbrauchs behandelt. Die meisten Betroffenen mit 15.280 gab es in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760.

Für die Statistik seien Versichertendaten der Krankenkasse ausgewertet und auf die reale Bevölkerungsstruktur hochgerechnet worden. Erfasst worden seien alle Personen, für die mindestens einmal die Diagnose «Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain» im ambulanten oder stationären Bereich abgerechnet worden sei. Zuvor hatte das «Hamburger Abendblatt» berichtet.

Zunahme an Behandlungen besorgniserregend

«Die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Hamburg ist besorgniserregend», sagte Hamburgs Barmer-Geschäftsführerin Susanne Klein. Hinzu komme, dass das wahre Ausmaß noch viel größer sei, da nur ein Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sei. «Auch die aktuelle bundesweite Kriminalitätsstatistik zeigt, dass die Zahl der Kokaindelikte im Vergleich von 2022 zu 2023 um gut 27 Prozent gestiegen ist und damit einen neuen Höchststand erreicht hat», sagte Klein.

Kokainmissbrauch scheint vornehmlich ein Männerproblem zu sein. So wurden den Angaben zufolge in Hamburg 4.150 Männer, aber nur 1.350 Frauen medizinisch behandelt – und dabei vor allem Männer zwischen 20 und 39 Jahren (2.450 Patienten) sowie zwischen 40 und 59 Jahren (1.570). Bundesweit zählte der Barmer-Suchtatlas im vergangenen Jahr bundesweit rund 50.700 Patienten und 14.700 Patientinnen.

Klein: Leistungsdruck könnte Ursache für Kokainkonsum sein

«Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben», sagte Klein. Denn Kokain habe einen stimulierenden sowie aufputschenden Effekt und werde deshalb häufig als Leistungsdroge bezeichnet. 

In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei eher der Konsum von Cannabis verbreitet. Bei älteren Menschen wiederum stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.