
Kiel/Berlin (dpa/lno) – Immer mehr ältere Menschen in Schleswig-Holstein sind gegen den allgemeinen Trend in schwere Unfälle mit Toten und Verletzten verwickelt. Dies ging aus einer in Berlin veröffentlichten Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Während die Zahl der an Unfällen mit Verletzten und Getöteten beteiligten Autofahrerinnen und -Fahrer insgesamt zwischen 2013 und 2023 um 13 Prozent auf rund 11.500 zurückging, stieg sie in der Gruppe der älteren Fahrenden ab 75 Jahren um 36 Prozent auf rund 1.100.
Drei von vier Beteiligten ab 75 Jahren verursachten den Angaben zufolge 2023 den Unfall selbst (74 Prozent). Sie waren in 792 Fällen Hauptverursacher. Das entspricht einem plus von 33 Prozent im Vergleich zu 2013.
Die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im GDV, Kirstin Zeidler, sagte, auf Schleswig-Holsteins Straßen seien Ältere immer mehr unterwegs. Die von der Generation 75plus mit dem Auto zurückgelegte Strecke nahm zwischen 2008 und 2017 um rund 67 Prozent zu. Aktuellere Zahlen sind demnach nicht verfügbar. Es sei zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Immer mehr Ältere ab 75 mit Führerschein
Die Entwicklung in Schleswig-Holstein entspricht dem Bundestrend. In Deutschland waren laut GDV im Jahr 2023 rund 21.500 über 75-Jährige in Unfälle mit Verletzten und Getöteten involviert – etwa 26 Prozent mehr als 2013. In fast 16.500 Fällen seien sie Hauptverursacher gewesen, hieß es.
Bundesweit besitzen den Angaben zufolge immer mehr Menschen ab 75 Jahren einen Führerschein. Waren es 2015 noch knapp 2,5 Millionen, stieg die Zahl bis 2024 auf fast 5,9 Millionen – mehr als doppelt so viele. Besonders stark wuchs dabei die Zahl der Frauen mit Führerschein.
Nachlassende Reaktionsfähigkeit als Risiko
Ab 75 Jahren steigt das Unfallrisiko deutlich an. Laut Unfallforschung liegt das vor allem an nachlassender Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit. Besonders herausfordernd seien komplexe Verkehrssituationen, etwa an Kreuzungen oder auf unbekannten Strecken.
Zur Verbesserung der Sicherheit setzt die Unfallforschung auf sogenannte Rückmeldefahrten. Dabei erhalten Seniorinnen und Senioren nach einer Fahrt im eigenen Auto vertrauliche Rückmeldungen von Experten – ohne Folgen für den Führerschein.