
Hamburg (dpa/lno) – Leicht verbessert, aber längst nicht gut: Der aktuelle Straßenzustandsbericht der Verkehrsbehörde zeichnet weiterhin ein gemischtes Bild von den Straßen in Hamburger Wohnvierteln. Fast jede dritte (32,4 Prozent) wurde 2021 als «mangelhaft» bewertet, wie aus dem auf Daten von 2021 und 2022 basierenden und am Mittwoch vorgestellten Bericht hervorgeht. Im Durchschnitt schafften es die Straßen in Wohn- und Mischgebieten auf die Note 3,1. Die Note «sehr gut» oder «gut» erhielten 55,1 Prozent, 12,6 Prozent ein «ausreichend».
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) betonte bei der Vorstellung, dass die Zahlen ein veraltetes Bild der Stadt darstellen würden. Die Kameraautos, die knapp 2.300 Kilometer an Straßen untersucht hätten, seien zwischen Juni 2021 und August 2022 unterwegs gewesen. Seitdem seien so viele Straßen saniert worden, dass man von einer besseren Note ausgehen müsse. «Die Sanierung auf den Bezirksstraßen ist quasi konstant höher als in der letzten Legislaturperiode.»
Tjarks: Straßen seit der Untersuchung verbessert
Von 2020 bis 2024 wurden nach Angaben der Verkehrsbehörde jährlich im Schnitt 100 Kilometer an Bezirksstraßen saniert. 2024 sei mit 124 Kilometern ein Rekordniveau erreicht worden. Von 2014 bis 2019 seien es im Schnitt 57 Kilometer pro Jahr gewesen. Tjarks wurde 2020 Verkehrssenator, auch in der vergangenen Legislaturperiode bildeten SPD und Grüne gemeinsam die Regierung.
Tjarks verweist auch auf die vorherige Untersuchung, in der die Bezirksstraßen noch schlechter abgeschnitten hatten. 2016 wurde fast die Hälfte der Straßen mit «mangelhaft» bewertet (48,9 Prozent), auch die Durchschnittsnote fiel mit 3,66 einen halben Punkt schlechter aus als 2021. Für den neuen Bericht wurde jedoch ein verändertes Bewertungsverfahren verwendet – wie stark sich dieses genau auf die Noten der Bezirksstraßen auswirkte, geht aus den Zahlen nicht klar hervor.
Laut Behörde unterscheide das neue Verfahren bei der Qualität der Flicken. Wurde eine Straße mit hochwertigeren Flicken repariert, die eine längere Haltbarkeit aufweisen, schneide diese nun besser ab. 2016 habe man solche Reparaturen noch genauso schlecht bewertet wie notdürftige Flicken, weil es technisch nicht anders möglich gewesen sei.
«Wahlkampfgetöse»: CDU kritisiert verändertes Verfahren
Die Opposition kritisierte das Vorgehen der Behörde. Dass Tjarks «das Bewertungsverfahren geändert hat, um ein positives Bild zu zeichnen, zeigt, dass es hier nur um Wahlkampfgetöse geht», sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Richard Seelmaecker. Es sei «schockierend», dass der Senat «trotz der geschönten Zahlen» bei einem Drittel der Straßen einen mangelhaften Zustand zugeben müsse. «Eine tatsächliche Verbesserung der Qualität von Hamburgs Straßen hat es unter SPD und Grünen wenig überraschend nicht gegeben».
Prognose sieht keine Verbesserung bei Hauptstraßen
Für den neuen Bericht habe man nur die Straßen in Wohn- und Mischgebieten genauer untersucht, sagte Tjarks. Die Hauptverkehrsstraßen seien bereits «in einen guten Zustand gebracht» worden. Im neuen Bericht werden diese daher nur als Prognose bewertet. Für 2023 habe man eine Durchschnittsnote von 2,2 errechnet – allerdings mit dem neuen Bewertungsverfahren.
Wird dagegen das alte Verfahren zur Berechnung genutzt, würden die Hauptstraßen mit einem Notenschnitt von 2,4 etwas schlechter abschneiden. Die letzte genaue Messung lag 2020 mit 2,45 auf dem gleichen Niveau.
Eine genaue Untersuchung der Hauptverkehrsstraßen sei bereits im Gange, sagte Tjarks. Die Ergebnisse würden aber erst in den nächsten Straßenzustandsbericht einfließen, der Ende 2026 veröffentlicht werden soll.