Zum Auftakt präsentierte die 34-Jährige «The Sign» und «2 Be Loved». Nach diesen ersten beiden Songs setzte sich kaum jemand in der Arena wieder hin. Die Fans tanzten auch in den Sitzreihen, bis die Künstlerin mit «About Damn Time» das Konzert beendete. Das Lied war erst Anfang des Monats mit einem Grammy – für die Aufnahme des Jahres – ausgezeichnet worden. Für Lizzo, mit gebürtigem Namen Melissa Jefferson, war es der vierte Grammy ihrer Musikkarriere.
Im Laufe des Abends kam Lizzo immer wieder aus dem Loch in der Bühne – mit neuen Leo- oder Regenbogen-Outfits, neuen Hits und manchmal auch mit ihrer Querflöte. Ihre Botschaft blieb dabei durchgehend gleich: Jeder Mensch und jeder Körper ist schön, so wie er ist. Daher rührt auch die Namensgebung ihres vierten Albums «Special». Für Songtexte wie «Ich sehe gut in meinem Körper aus, jeder verdient Liebe» erhielt sie lautstarken Applaus. Mehrmals rief sie zu Applaus für «Big Girls» auf – um damit insbesondere Frauen zu mehr Selbstliebe zu ermutigen.
Ihre feministische Haltung spiegelte sich im ganzen Team wieder: Frauen an den Instrumenten, Frauen im Tanzteam, Frauen hinter dem DJ-Pult. Lizzos Tänzerinnen kamen in allen Hautfarben und Konfektionsgrößen auf die Bühne. Beim People’s Choice Award 2022 war sie für ihr Engagement in Sachen Gleichstellung, Diversität und Selbstliebe mit einem Ehrenpreis geehrt worden.
Gleichzeitig brach Lizzo mit Normen und Tabus. Sexuelle Anspielungen waren während der Show keine Seltenheit. Immer wieder waren schwingende Hintern in Nahaufnahme auf den Screens zu sehen. Währenddessen zeigte die Künstlerin ein weiteres Talent: gleichzeitig twerken und Querflöte spielen zu können.
Witzig warf sie immer wieder Komplimente ins Publikum, lernte eine neue deutsche Vokabel (das Wort Oma) und berichtete von ihrer Stadttour durch Hamburg. «Ich habe immer gedacht, Hamburger würden aus Hamburg kommen. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt», scherzte sie. In der kommenden Woche wird Lizzo auch in Arenen in Berlin und Köln auftreten. Bei dem Konzert in Hamburg habe sie zum ersten Mal in einer deutschen Arena gespielt, sagte sie.
Für die gelungene Show sorgten vor allem auch die unermüdlichen Tänzerinnen und die begleitenden Musikerinnen. Schon vor Lizzos Erscheinen heizten ihre Vor-Acts ordentlich die Stimmung an. Ihr DJ Sophia Eris mixte bekannte RnB-Dauerhits, bevor die Rapperin Bree Runway gemeinsam mit einem Fan den Laufsteg in die Mitte der Arena zum Catwalk verwandelte. Knapp zwei Stunden lang stand Lizzo dann selbst auf der Bühne. Am Ende verschwand sie, genau wie sie reingekommen war, durch das Loch in der Bühne – mit erhobenem Blick, lächelnd und selbstbewusst.