Kritiker fordern belastbare Pläne für Opernneubau

Der Baakenhöft in der Hamburger Hafencity. Hier soll die neue Oper gebaut werden. (Archivbild)
Der Baakenhöft in der Hamburger Hafencity. Hier soll die neue Oper gebaut werden. (Archivbild) Foto: Dimitrios Valkanis/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Kritiker eines neuen Opernhauses in Hamburg haben vom Senat eine seriöse und belastbare Planung gefordert. «Das Angebot des in der Schweiz lebenden Unternehmers Michael Kühne, Hamburg eine Oper zu spendieren, klingt im ersten Moment wie ein Sechser im Lotto», sagte Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender vom Hamburger Steuerzahlerbund. «Doch in Wahrheit bringt dieses „Geschenk“ enorme Risiken mit sich – vor allem für die Steuerzahler.» Auch die Linksfraktion und der Denkmalverein forderten mehr Transparenz bei den Verhandlungen.

Kühne müsse sämtliche Kosten übernehmen

Großprojekte seien in dieser Stadt notorisch anfällig für Kostenexplosionen und Verzögerungen. «Die Frage ist also nicht, ob es teurer wird, sondern nur, wie viel teurer – und wer am Ende zahlt», sagte Mummenhoff. Deshalb müsste im Vorfeld unbedingt geklärt werden, wer das finanzielle Risiko trägt. «Kühne muss garantieren, dass er nicht nur den Bau, sondern auch alle Mehrkosten übernimmt. Ohne Ausnahmen. Ohne Nachverhandlungen.»

Auch die Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft meldete Bedenken an. «Man muss auch einem geschenkten Gaul ins Maul schauen! Die von Kühne zugesagten 330 Millionen Euro werden nicht mal ansatzweise die Kosten einer neuen Oper decken», sagte Norbert Hackbusch. Ungeklärt geblieben wäre auch die Frage der Betriebskosten. «Und dann ist da ja auch noch das denkmalgeschützte Gebäude der Staatsoper in der Innenstadt: Es gibt keinen Plan für seine zukünftige Nutzung, aber die Stadt muss es weiterhin erhalten und eben auch sanieren. »

Was passiert mit der alten Oper an der Dammtorstraße?

Auch der Bund der Steuerzahler forderte ein nachhaltiges Konzept für die existierende Oper in der Innenstadt. «Was wird also aus dem historischen Bau und wer kommt für die Kosten auf? Auch hier müssen seriöse Antworten her, bevor es zum Notar geht», forderte Mummenhoff. 

Der Hamburger Denkmalverein fordert den Erhalt der Staatsoper am Dammtor aus dem Jahr 1955. «Hamburg besitzt mit dem Bau eine traditionsreiche Spielstätte, die eine sehr gute Akustik hat und nur saniert werden muss», sagte Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt. Es wäre daher weder baukulturell noch finanziell zu verantworten, dieses zentral gelegene Haus einer unklaren Zukunft zu überlassen und stattdessen für viel Geld einen Neubau an den Südrand der HafenCity zu stellen. 

Denkmalverein fordert den Erhalt der alten Staatsoper 

Zusammen mit Professoren und Architekten fordert der Denkmalverein den Senat auf, die Öffentlichkeit sowohl über den aktuellen Sanierungsbedarf des Gebäudes als auch über die Gesamtkosten eines möglichen Neubaus zu informieren. «Eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Voraussetzung für jede weitere mögliche Konsequenz», hieß es.

Der Milliardär Klaus-Michael Kühne (87) hatte angekündigt, seiner Heimatstadt eine Oper schenken zu wollen. Für den Neubau wolle er bis zu 330 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das Grundstück auf dem Baakenhöft will die Stadt zur Verfügung stellen, die auch die Kosten für das Fundament und die nötige Infrastruktur übernehmen würde.

Notartermin wurde abgesagt

Das «Hamburger Abendblatt» hatte berichtet, dass am Montag ein Notartermin zum Opernneubau nach monatelangen Verhandlungen abgesagt wurde. Buchstäblich im letzten Moment soll Klaus-Michael Kühne einen Rückzieher gemacht haben. Eigentlich hätte der Vertragsabschluss am Dienstag im Rathaus präsentiert werden sollen. 

Weder die Kühne-Stiftung noch die Kulturbehörde wollten sich zu den Vorgängen äußern. «Wir sind die letzten Monate gut damit gefahren, dass wir interne Gespräche intern führen. Das halten wir auch weiter so», sagte ein Sprecher der Kulturbehörde auf dpa-Anfrage. 

Gespräche sollen weiter gehen

Schon am Montag hatte der Sprecher mitgeteilt, dass die Gespräche über den Neubau einer Oper weiter andauern. «Kühne-Stiftung und Stadt reden weiterhin über die Möglichkeit, im Rahmen einer Schenkung durch die Stiftung auf dem Baakenhöft eine neue Oper für Hamburg zu bauen», hieß es.

Ziel sei es, ein architektonisch herausragendes Gebäude zu bauen, das beste Bedingungen für die Hamburgische Staatsoper bieten und diesen besonderen Ort an der Elbe für alle zugänglich machen soll. «Damit dies gelingt, ist es wichtig, von Anfang an eine gute vertragliche Grundlage zu finden, die alle Interessen berücksichtigt. Hierzu dauern die Gespräche an», hieß es.