KUNO (Michael) DREYSSE – Ein Leben für die Musik und das Fernsehen
Kuno Dreysse, eigentlich Michael Dreysse, ist eine Hamburger Institution – sowohl in der Musikszene als auch im Fernsehen. Schon früh spielte die Musik die Hauptrolle in seinem Leben. Seine Schulzeit im Westen Hamburgs beschreibt er mit einem Augenzwinkern als „teils sonnig, teils bewölkt“, doch seine Liebe zur Musik war immer klar. Er begann mit dem Schifferklavier, wechselte dann zur Gitarre, doch als seine Mitmusiker sein Instrument nur „das Geräusch“ nannten, entschied er sich für den Bass. Da in seiner 1. Band „Four Jets“ (1962) bereits zwei Michaels spielten, wurde aus ihm kurzerhand „Kuno“ – ein Name, der seitdem Programm ist.
Kuno Dreysse wurde 1964 Bassist der RIVETS, einer Band, die Mitte der 60er Jahre auf den Bühnen Deutschland Rock- Geschichte schrieb. 1965 hatten sie die Ehre, im Vorprogramm der Rolling Stones bei der „Bravo-Blitz“-Tournee durch Österreich und Deutschland aufzutreten – ein Meilenstein. Kuno war dabei, als der der Rock ’n‘ Roll nach Hamburg kam und das Nachtleben auf dem Kiez revolutionierte. Mit Tony Sheridan im Top Ten und den Beatles im Star-Club erlebte er die Geburtsstunde einer neuen Ära. „Vorher hatten Erwachsene für Jugendliche Musik gemacht“, erinnert er sich. „Und plötzlich spielten 18-Jährige für 18-Jährige. Es ging ihnen nicht ums Geld, sondern nur darum, zu spielen.“
Die 60er-Jahre haben Kuno geprägt, und diese Zeit trägt er bis heute in seinem Herzen. „Ich kann dir nicht mehr genau sagen, wer 1984 oder 1988 in Hamburg wo aufgetreten ist“, sagt er. „Aber ich weiß noch genau, wer im Frühjahr, Sommer oder Herbst 1962 oder 1963 in welchem Club auf dem Kiez gespielt hat.“
Kuno war der letzte Star-Club-Macher
In dem Jahr, als der Star-Club 1969 seine Pforten schloss, war Kuno nicht nur ein Besucher, sondern hatte die Rolle des Geschäftsführers übernommen. Zusammen mit Achim Reichel und Frank Dostal kämpfte er darum, den legendären Club am Leben zu erhalten. Sie arbeiteten rund um die Uhr, und Kuno fegte manchmal sogar morgens noch die Böden. Doch trotz ihrer Anstrengungen blieb das Publikum aus. An Silvester 1969 fand das letzte Konzert statt, und Kuno hielt eine leidenschaftliche Abschiedsrede, die den Zorn und die Enttäuschung über das nahende Ende des Star-Clubs widerspiegelte.
Nach dem Ende des Star-Clubs wandte sich Kuno neuen Herausforderungen zu. Er eröffnete die Kult-Disco „Madhouse“ am Valentinskamp und fand seinen Weg ins Radio. Bei Radio Hamburg war er anfangs Mitgestalter des Musikprogramm, wo er noch persönlich die Singles aus den Plattenkisten wühlte. 1988 wurde er einer der ersten Moderatoren bei OK Radio, bevor er den Schritt vor die Fernsehkamera wagte. Hier machte er sich als Musik- und Kultmoderator bei Hamburg1 einen Namen, unterstützt von seinem langjährigen Freund und Produzenten Professor Christoph Meier-Siem.
Auch als DJ eine Ikone
Doch auch jenseits des Fernsehstudios blieb Kuno immer der Musik treu. Als DJ im Landhaus Walter rockte er gemeinsam mit der Society-Reporterin Bea Swietczak – von Freunden liebevoll „Schampus-Bea“ genannt – die Szene. Unvergessen sind auch seine Auftritte bei den legendären „LiLaBe“-Partys von Hans-Herbert Böhrs, der 2022 verstarb. Noch heute sitzt Kuno gern mit alten Hamburger Musiklegenden zusammen, um über die „guten alten Zeiten“ zu plaudern.
110 Jahre – 2 runde Geburtstage
Und wenn er nicht gerade moderiert oder sich an vergangene Erlebnisse erinnert, findet man den mittlerweile 79-jährigen Kuno auf den Golfplätzen der Region. Im kommenden Jahr steht ein besonderes Jubiläum an: Kuno feiert nicht nur seinen 80. Geburtstag, sondern auch sein 30-jähriges Jubiläum als Musik- und Kultmoderator seiner Sendung „Kuno‘s“ bei Hamburg1.
Es ist noch lange nicht Schluss
Seine Sendung möchte er noch lange fortsetzen, und dabei bleibt sich Kuno treu: „Ich mache keine Verrisse. Lieber trete ich ein fertiges Interview eines Unsympathen in die Tonne! “ Zu groß ist sein Respekt vor den Künstlern, die er im Laufe der Jahre interviewt hat – von Eric Burdon und Carlos Santana über Roger Chapman und Brian Auger bis hin zu Status Quo und Deep Purple. Legendär sind auch seine Interviews, bei denen er sich nie an starre Fragenkataloge hält, sondern die Gespräche stets aus den Antworten seiner Gäste entwickeln läßt.
Kuno Dreysse ist ein Mann, der sein Leben der Musik und den Menschen widmet, die sie machen.
Ein echtes Hamburger Original, das trotz all der Erfolge immer bodenständig geblieben ist.
Text: Sven Wolter-Rousseaux