Kiel (dpa/lno) – Über die Erste-Hilfe-Kurse an Schulen in Schleswig-Holstein ist eine neue Debatte aufgekommen. Der SSW fordert verpflichtende Lehrgänge für Schülerinnen und Schüler. «In erster Linie soll es darum gehen, einen Notfall zu erkennen und Hilfe zu holen», sagte der Abgeordnete Christian Dirschauer. Wenn Abläufe geübt werden, hätten im Notfall alle einen Vorteil. Nach dem Willen der Oppositionsfraktion sollte es verpflichtende Erste-Hilfe-Trainings für mindestens zwei Schulstunden jährlich an den allgemeinbildenden Schulen geben.
Auch die Regierungsfraktionen von CDU und Grünen setzen sich mit einem Änderungsantrag für mehr Erste-Hilfe-Kurse an den Schulen ein. Die Landesregierung solle prüfen, ob und wie in Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten eine Verpflichtung für einen Erste-Hilfe-Kurs in den neunten oder zehnten Klassen für alle Schülerinnen und Schüler mit Auffrischung in der Oberstufe umsetzbar ist, heißt es darin.
Kostenfrage
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hält eine Verpflichtung aber für schwierig. «Denn wir brauchen Menschen, die das machen», sagte Prien und richtete einen klaren Appell an die Abgeordneten: Allein zwei Stunden für einen Jahrgang entsprächen im Haushalt 800 000 Euro pro Jahr. «Und die müssen dann zur Verfügung gestellt werden.» Wichtig seien altersgemäße Angebote, damit Schülerinnen und Schüler frühzeitig sensibilisiert, aber auch nicht überfordert würden.
Dirschauer betonte, die meisten Menschen kennten das Gefühl der Unsicherheit bei einem Notfall. In Dänemark sei Reanimationsunterricht seit 2005 Pflicht. «Seither hat sich dort die Laienreanimationsquote von 20 Prozent im Jahr 2000 auf 60 Prozent im Jahr 2020 erhöht.» Es liege auf der Hand, dass eine frühe Ausbildung zu mehr Handlungsbereitschaft und -fähigkeit führe. «In unserem Antrag fordern wir deshalb nicht nur ein Erste-Hilfe-Training mit Reanimierungsmaßnahmen spätestens ab der achten Klasse, sondern auch schon ein allgemeines, altersangepasstes Erste-Hilfe-Training ab der Grundschule.»