Kiel (dpa/lno) – Die Oppositionsfraktionen SPD, FDP und SSW haben in Schleswig-Holsteins Landtag von der Landesregierung Maßnahmen für eine sichere Unterrichtsversorgung gefordert. In ihrem gemeinsamen Antrag sprechen sich die Fraktionen für die Beurteilung der Unterrichtsversorgung anhand besetzter Lehrkräftestellen und verstärkte Anstrengungen zur Besetzung von unbesetzten Stellen aus. Zudem müsse die Belastung der Lehrkräfte gesenkt werden.
In der Begründung des Antrages wird betont, dass im Schuljahr 2023/24 durchschnittlich 2,6 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen und 9,3 Prozent nicht wie geplant stattfanden. Dabei sei der häufigste Grund für Unterrichtsausfall die Erkrankung der Lehrkräfte, sagte der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat im Plenum.
Der Sozialdemokrat warf der schwarz-grünen Landesregierung vor, weniger Schulstunden stattfinden zu lassen, wodurch auch weniger Stunden ausfallen könnten. Stattdessen muss seiner Ansicht nach geschaut werden, wieso Stunden ausfallen und was gegen die Ursache hilft. Die von der Landesregierung geplante Einsparung und die im aktuellen Haushalt angekündigte Streichung von 163 Lehrerstellen würden hingegen eine verbindliche Unterrichtsversorgung gefährden. Der Antrag der Oppositionsfraktionen wurde mit den Stimmen von CDU und Grünen allerdings abgelehnt.
Anreize für angehende Lehrkräfte
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) betonte: «Wir werden bei allen Sparmaßnahmen den Blick darauf haben, dass wir vor allem an den Grundschulen möglichst geringe bis keine Auswirkungen auch auf die Unterrichtsversorgung haben.» Zudem soll es mehr Unterrichtsstunden in den Gemeinschaftsschulen geben.
Um Lehrkräfte zu entlasten, soll ein Anreizsystem geschaffen werden, um junge Menschen, die als Lehrkräfte anfangen, in die Bedarfsregionen zu locken. Außerdem kündigte die Bildungsministerin an, Möglichkeiten für die Schulen zu schaffen, damit diese weiteres Personal einstellen können, welches die Lehrkräfte zukünftig unterstützen soll.
Trotz steigender Schülerzahlen ist es Prien zufolge der Landesregierung gelungen, im Schuljahr 2023/24 eine rechnerische Stellenversorgung von 102 Prozent zu erreichen. Dennoch soll zukünftig daneben auch der tatsächliche Unterrichtsausfall angegeben werden. «Natürlich wollen wir selber auch diese Transparenz haben und wir wollen auch wissen, woran es im Einzelnen liegt», betonte die Bildungsministerin.
FDP sieht Nebelkerze
«Ich finde es, ehrlich gesagt, schon schwierig, Frau Ministerin, wenn Sie sich hinstellen und noch so die Nebelkerzen werfen», kritisierte FDP-Fraktionschef Christopher Vogt. Denn eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent bedeute, dass nicht eine unerhebliche Menge an Unterricht ausfalle. Seine Sorge ist nun, dass die Unterrichtsversorgung in den kommenden Jahren immer weiter abgesenkt wird.
Zudem seien in der Vergangenheit schon zahlreiche Lehrerstellen geschaffen worden, dennoch sei das Bildungsniveau in vielen Bereichen abgerutscht. «Jetzt winkt die Unterrichtsverwaltung und es wird gesagt, es hat keinerlei Auswirkungen. Das glaubt Ihnen kein Mensch», kritisierte Vogt.
SSW fordert Ehrlichkeit
Die SSW-Abgeordnete Jette Waldinger-Thiering hat mehr Ehrlichkeit zur Unterrichtssituation im Land gefordert. Dabei soll die Unterrichtsversorgung anhand der besetzten Lehrkräfte betrachtet werden. Es kostet ihrer Ansicht nach kein Geld zu schauen, wie viele Lehrerstellen tatsächlich durch ausgebildete Lehrkräfte besetzt und wie viele Stellen aufgrund von Krankheiten, Erziehungsurlaub oder anderen Gründen nicht besetzt sind.
Mit diesen Daten müsste dann umgegangen werden. Gleichzeitig müssten junge Menschen motiviert werden, eine Ausbildung zur Lehrkraft zu machen und an die Schulen zu kommen. «Wenn wir denen jetzt sagen, wir reduzieren Lehrerstellen, ist das ein ganz schlechtes Zeichen», erklärte Waldinger Thiering.