Osnabrück (dpa) – KZ-Gedenkstätten beschäftigen sich mit einem Schutz vor Übergriffen. Schmierereien, Beschädigungen und andere Übergriffe seien mittlerweile Alltag in den Gedenkstätten, sagte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Er ist zugleich Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland.
«Es stellt sich zunehmend die Frage, ob die Gedenkstätten überhaupt noch offene Orte sein können, die nicht hermetisch nach außen abgeriegelt werden», sagte von Wrochem. In der Konsequenz seien verschiedene Gedenkstätten dazu übergegangen, Gefährdungsanalysen zu erstellen oder gleich Schutzkonzepte zu entwerfen. «Es ist aber schwierig.»
Die Gedenkstätte Neuengamme liegt im Südosten Hamburgs an der Elbe, sie umfasst eine Fläche von 57 Hektar. Allein deswegen sei es keine Option, die Gedenkstätte komplett einzuzäunen und dadurch besser zu schützen.
«Wir melden das natürlich an die Polizei und von da geht es seinen Weg. Aber mir ist kein aktuelles Beispiel bekannt, wo Ermittlungen nicht eingestellt worden wären. Das ist unsere nüchterne Realität», beschrieb von Wrochem die Situation nach Vorfällen. Ohnehin werde die Arbeit der Gedenkstätten in Deutschland immer schwieriger: «Wir beobachten eine Diskursverschiebung. Der mehrheitsgesellschaftlich getragene Konsens, rechtsextreme oder antisemitische Haltungen abzulehnen, ist ins Rutschen geraten.»