Berlin (dpa) – Rocksänger Udo Lindenberg (76) hofft nach der Eröffnung einer Ausstellung auf Einfluss seiner Gemälde auf die Willensbildung im Bundesrat. «Bei schwierigen Entscheidungen einen Blick werfen vom Plenarsaal auf das Peace-Zeichen», empfahl der Musiker den Landesvertretungen. Im Lichthof des Gebäudes hängt seit Donnerstag auch Lindenbergs «Wir ziehen in den Frieden» von 2016 – ein Bild einer diversen Gesellschaft in Form des Peace-Zeichens – als Teil einer Ausstellung mit neun Arbeiten. Das sei «die wichtigste Message» der Ausstellung, deren Titel der Künstler lobte: «“Horizonte öffnen“ ist ne geile Zeile.»
Lindenberg mahnte zur Eröffnung Weltfrieden als Utopie an. Jenseits des «Kriegsverbrechers Putin» seien langfristige Zielsetzungen notwendig. Er bezog sich damit auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der vor einem Jahr einen Angriff auf die Ukraine befohlen hatte. «Wir dürfen nie vergessen, wofür wir mal angetreten sind», sagte Lindenberg. Es gehe um eine Welt von morgen ohne Militär. «Die ganze Riesenkohle, die man durchs Militär-Abschaffen spart, nehmen wir dann dazu, den Hunger auf der Welt zu beenden und die Erde vor der Klimakatastrophe zu retten.»
Mit der sechsmonatigen Ausstellung ehrt Hamburg nach Angaben des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher während der ein Jahr dauernden Bundesratspräsidentschaft Lindenberg als Ehrenbürger der Hansestadt. Der SPD-Politiker verwies auf die Besonderheit, wonach unter den 37 Geehrten der Stadt nur zwei Musiker zu finden seien: Lindenberg und Johannes Brahms (1833-1897).
Tschentscher betonte Lindenbergs Einsatz gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Diskriminierung. Der Sängers sei «ein Botschafter für Freiheit und Toleranz».
Mit Blick auf den Standort des Bundesrats direkt am Verlauf der einstigen Berliner Mauer erinnerte Lindenberg auch an das «Mädchen aus Ost-Berlin» von 1973, einen seiner erfolgreichsten Songs zum Thema deutsch-deutsche Teilung. «Wir konnten zusammen nicht kommen, damals stand eine Mauer dazwischen», sagte Lindenberg mit Verweis auf Nina Hagen. Zwei seiner Bilder aus dem Jahr 2006 erinnern daran. Sie zeigen die beiden mit den Titeln «Udo» und «Nina» singend über Plattenbauten scheinbar aufeinanderzuschwebend – und doch auf zwei Tableaus getrennt.
Lindenberg erinnerte an das «Hin und Her» der SED-Genossen um von ihm gewünschte und seinen Fans ersehnte Auftritte in der DDR. Nach jahrelangen Bemühungen konnte er am 25. Oktober 1983 im Palast der Republik spielen – vor ausgesuchten Gästen. «Dann war’s das aber auch», erinnerte sich Lindenberg. Der Rest der bereits geplanten Tour sei wieder abgesagt worden. «Vor Rebellion hatten sie richtig Bammel.»