
Kiel (dpa/lno) – Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hofft auf dänische Rüstungsaufträge für schleswig-holsteinische Werften. Angesichts des Zeitdrucks könnten hiesige Rüstungsbetriebe in Lücken stoßen, sagte der CDU-Politiker am Nachmittag. «Wir können dann gemeinsam mit den Dänen deren Schiffe bauen.» Denkbar seien Kooperationen. Beispielsweise könnten erste Schiffstypen in Deutschland entstehen und später im Zuge der Modulbauweise in Dänemark weitere Einheiten gebaut werden.
Hintergrund sind Gespräche mit dänischen Vertretern. Gemeinsam mit dem Chef der Kieler Werft German Naval Yards, Rino Brugge, empfing Madsen nach Ministeriumsangaben am Vormittag rund drei Dutzend Vertreterinnen und Vertreter von maritimen Firmen und Verbänden aus dem nördlichen Nachbarland. Auf dem Programm standen auch ein Besuch der Hamburger Werft Blohm + Voss (Lürssen) sowie Gespräche im Wissenschaftszentrum in Kiel.
Madsen hatte wegen der Rüstungspläne bereits Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen angeschrieben. Dänemark plant nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Kiel, 26 kleinere Schiffe in Auftrag zu geben, die meisten davon für die dänische Marine.
Dänischer Aufrüstungsfonds
Dänemark rüstet angesichts der wahrgenommenen Bedrohung durch Russland kräftig auf. Dafür hat das Nato-Mitglied im Februar einen milliardenschweren Aufrüstungsfonds angekündigt, mit dem in diesem und im nächsten Jahr insgesamt rund 50 zusätzliche Milliarden Kronen (6,7 Mrd. Euro) in die schnelle Beschaffung von Verteidigungsgütern gesteckt werden sollen. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen gab bei der Ankündigung die Devise «Kaufen, kaufen, kaufen!» aus. Das Einzige, was nun zähle, sei Tempo.
Dänemark steht seit geraumer Zeit durch die von US-Präsident Donald Trump geäußerten Begehrlichkeiten hinsichtlich einer Kontrolle über Grönland unter Druck. Trump behauptete mehrmals, das Sechs-Millionen-Einwohnerland könne die zum dänischen Königreich gehörende größte Insel der Erde niemals alleine verteidigen. Gleichzeitig fordert Trump seit langem, dass die Nato-Verbündeten seines Landes deutlich mehr Geld in die Verteidigung stecken müssten.