Bad Nenndorf (dpa) – An den Küsten von Nord- und Ostsee sind die Rettungsschwimmer in diesem Jahr gefragt: Mehr als 200 Rettungseinsätze im Wasser fielen dort bis zum 22. August für die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft schon an.
202 Rettungen im Wasser seien gezählt worden – nach 244 in der gesamten Saison 2023, teilte die DLRG in Bad Nenndorf mit. Die laufende Saison dauere noch etwa fünf Wochen. «Strömungen und das Überschätzen der eigenen Fertigkeiten sind die häufigsten Ursachen dafür, dass es zu brenzligen Situationen kommt», sagte der Leiter Einsatz der DLRG, Alexander Paffrath.
Kürzlich hatte die DLRG eine Zwischenbilanz zu den Badetoten des laufenden Jahres vorgelegt – in den ersten sieben Monaten ertranken demnach bundesweit mindestens 253 Menschen. Das waren 35 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Zwei Drittel der tödlichen Unfälle entfielen auf in der Regel unbewachte Flüsse und Seen. Im Meer starben in diesem Jahr bis zum 22. August 19 Menschen. Die DLRG kümmert sich nach eigenen Angaben um 86 Wasserrettungsstationen an Nord- und Ostsee, etwa 6.000 ehrenamtliche Rettungsschwimmer sind dort jedes Jahr im Einsatz.
Die Lebensretter mahnten zu mehr Vorsicht in den verbleibenden Wochen der Badesaison: «Wir appellieren an alle Badegäste, die bewachten Strandabschnitte aufzusuchen», sagte Paffrath. Er betonte: «Vor dem Gang zum Wasser sollte der Blick immer in Richtung der Rettungsschwimmer gerichtet sein.» Sei an deren Station die gelbe Flagge gehisst, seien die Bedingungen im Wasser für die meisten Menschen gefährlich. Bei roter Flagge sollte niemand mehr ins Wasser gehen.
Immer wieder kommt es nach DLRG-Angaben jedoch vor, dass Badegäste die Warnsignale der Wasserretter nicht beachten. So hätten die Rettungsschwimmer Ende vergangener Woche auf Baltrum wegen einer starken Unterströmung mit der gelben Flagge angezeigt, dass allenfalls geübte Schwimmer ins Wasser gehen können. Kurz bevor sie die rote Flagge hissten, bemerkten sie einen Jugendlichen außerhalb des bewachten Gebiets in Not. Der Junge sei immer wieder zwischen Wellen im Wasser verschwunden, wurde aber gerettet: «Der Weg war weit, die Strömung stark und auch unsere Kräfte gingen allmählich aus», sagte einer der Retter.
Bei den Einsätzen an den Küsten falle eine Zahl besonders auf, urteilte die DLRG. Bis zum 22. August kam es zu über 1.300 Fällen, in denen vermisste Kinder oder deren Eltern gesucht wurden – in der gesamten Saison 2023 waren es 1.218. «Glücklicherweise sind die meisten Situationen ungefährlich und es ist kein Kind im Meer ums Leben gekommen», sagte Paffrath. 34 Prozent der Menschen, die von den Rettungsschwimmern aus dem Wasser geholt werden mussten, waren Kinder unter 14 Jahren.