Hamburg (dpa/lno) – Nach der einjährigen Pilotphase mit 40 Kita-Kindern bereiten sich über das Programm «Weichenstellung für den Schulstart» 90 weitere Kinder auf den Wechsel in die Grundschule vor. Kern des Programms zur frühkindlichen Bildung ist, die Sprachförderung am Übergang zwischen Kita und Schule zu stärken, wie die Schulbehörde mitteilte. Das Programm der Zeit Stiftung Bucerius werde in Zusammenarbeit mit der Sozial- und der Schulbehörde umgesetzt und gilt als neue Ergänzung zu den bestehenden Programmen der Stadt. Ein weiterer Ausbau sei 2026 vorgesehen.
«Wir wollen mit diesem Projekt „Weichenstellung für den Schulstart“ es schaffen, Kindern einen besseren und einen gerechteren Start in die Schullaufbahn zu gewährleisten», sagte der Stiftungsvorstandsvorsitzende Manuel Hartung. Erhebungen hätten ergeben, dass ein Viertel der Kita-Kinder zu Hause eine andere Sprache als Deutsch spreche. Gleichzeitig hätten immer mehr Kinder Verständnis- und Sprechprobleme.
20 Prozent der Viereinhalbjährigen haben einen Sprachförderbedarf
«20 Prozent der Viereinhalbjährigen gelten als ausgeprägt sprachförderbedürftig», sagte Hartung. In konkreten Zahlen sind das nach Angaben von Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack in Hamburg pro Jahr etwa 3.400 bis 4.000 Jungen und Mädchen. Gute Sprachkenntnisse seien aber elementar für einen guten Start in die Schule, denn: «Sprache ist der Anfang von allem und Sprache ist der entscheidende Schlüssel für Bildung», sagte Hartung.
Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) sagte, Alleinstellungsmerkmal des Programms sei, dass die Kinder über einen langen Zeitraum begleitet würden. Konkret kümmern sich künftig 24 Mentorinnen und Mentoren, drei Jahre lang um jedes Kind – erst in der Kita und dann nach dem Übergang auch im ersten Grundschulhalbjahr. Geübt werde pro Woche bis zu vier Stunden in Kleingruppen von bis zu sechs Kindern.
Bekeris: Kinder erhalten bedarfsgerechte Unterstützung
Während dieser Zeit erhielten die Kinder ab vier Jahren individuelle und bedarfsgerechte Unterstützung in der Regel durch Lehramtsstudentinnen und -studenten, «die dabei helfen, besser Deutsch zu lernen oder sogenannte Vorläuferkompetenzen für grundlegende Fähigkeiten wie Mathematik zu entwickeln», sagte Bekeris.
Das Besondere dabei: Kita und Grundschule arbeiteten multiprofessionell eng zusammen, tauschten sich aus und seien auch räumlich nah beieinander. Die Kosten bezifferte Hartung auf 5.000 Euro pro Kind. Das Programm werde vorerst an neun Kita/Grundschulstandorten angeboten, soll aber im kommenden Jahr erweitert werden.
Linke sieht Privatisierung des Bildungsauftrags durch die Hintertür
Die Linksfraktion kritisierte das Programm als eine Privatisierung des staatlichen Bildungsauftrags durch die Hintertür. Die Behörden hätten es versäumt, Kitas und Grundschulen so auszustatten, dass Sprachvermittlung und -förderung verlässlich im Regelbetrieb stattfinden können, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Sabine Boeddinghaus. «Ich erwarte von den Behörden inklusive und ausfinanzierte Konzepte, um allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft gerechte Startchancen zu bieten, anstatt nun das Heil in einer Kooperation mit Stiftungen zu suchen.»