Nabu: Verbände Sündenböcke für Stillstand bei A20

Geht der Bau der A20 noch in diesem Jahr weiter? (Archivbild)
Geht der Bau der A20 noch in diesem Jahr weiter? (Archivbild) Foto: Andre Klohn/dpa

Kiel (dpa/lno) – Der Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein fühlt sich durch Aussagen von Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) zum Weiterbau der Küstenautobahn A20 in schlechtes Licht gerückt. «NABU und BUND werden seit Jahren zu Sündenböcken für den Stillstand bei der A20 stigmatisiert», schrieb der Nabu-Landesvorsitzende Alexander Schwarzlose in einem offenen Brief. Dass die Planung schlicht fehlerhaft gewesen sei und mit geltendem Recht nicht in Einklang stehe, sei selten zu vernehmen.

Der Umweltverband habe auf Fehler hingewiesen, schrieb Schwarzlose. «Wenn wir gewollt hätten, hätten wir auch anders gekonnt.» So habe der Verband beispielsweise ein selbst in Auftrag gegebenes Fledermaus-Gutachten der Infrastruktur-Gesellschaft zur Verfügung gestellt sowie Alternativkonzepte für einen umweltverträglichen Bau vorgelegt. Minister Madsen habe jedoch öffentlichkeitswirksam betont, der Bau könne ohne Klagen der Umweltverbände sofort beginnen.

Madsen: Keine Sündenböcke

Madsen sagte auf Anfrage, er verwahre sich gegen den Vorwurf der Stigmatisierung. Er habe lediglich die Hoffnung geäußert, dass der Weiterbau nun ohne Klagen erfolge. In der Vergangenheit seien aber nun einmal die Umweltverbände für die überwiegende Zahl der Klagen verantwortlich gewesen. 

Beim Thema Fledermausschutz habe es bereits gute Zusammenarbeit gegeben, sagte Madsen. Erfreut nehme er Äußerungen des Briefes zur Kenntnis, dass auch die Verbände das «Segeberger Verkehrschaos» lösen wollten. Er freue sich auf im April geplante Beratungen mit den Verbänden.

Weiterbau 2013 gestoppt

Seit mehr als zehn Jahren endet die Küstenautobahn östlich von Bad Segeberg. 2013 stoppte das Bundesverwaltungsgericht den Weiterbau. Die Richter sahen den Fledermausschutz als nicht ausreichend beachtet an. Die Segeberger Kalkberghöhlen gelten als größtes Fledermaus-Überwinterungsquartier Deutschlands. In der vergangenen Woche erließ das Amt für Planfeststellung aber Baurecht für die zehn Kilometer lange Umfahrung von Bad Segeberg.

Als Folge des Urteils sollen für die Tiere Tunnel oder Leitstrukturen wie Schutzwände entstehen, damit die Fledermäuse nicht mit Lastwagen kollidieren. Ein Zehntel der erwarteten Baukosten von 465 Millionen Euro für den Bauabschnitt hängen laut Deges mit Naturschutzbelangen zusammen. Ohne Klage könnten die Bauarbeiten voraussichtlich noch 2025 beginnen.