Neuer Gedenkstein im KZ Neuengamme nennt auch die Ukraine

Gemäß der alphabetischen Reihenfolge wird die Ukraine zwischen Türkmenistan (Turkmenistan) und United Kingdom (Vereinigtes Königreich) genannt.
Gemäß der alphabetischen Reihenfolge wird die Ukraine zwischen Türkmenistan (Turkmenistan) und United Kingdom (Vereinigtes Königreich) genannt. Foto: David Hammersen/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Mit einem neuen Gedenkstein in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme soll künftig an Gefangene aus 70 Herkunftsländern erinnert werden. Die kreisförmige Platte mit einem Durchmesser von drei Metern wurde aus einem Betonwerk in der Nähe von Bielefeld (NRW) angeliefert. Sie soll am 4. Mai zum 80. Jahrestag des Kriegsendes feierlich eingeweiht werden.

Das ukrainische Generalkonsulat in Hamburg hatte in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert, dass das Internationale Mahnmal an der Gedenkstätte eine Platte mit dem russischen Kürzel für Sowjetunion («CCCP»), aber keinen Stein für die seit 1991 unabhängige Ukraine hat. Auf dem neuen Stein wird die Ukraine erwähnt. Das alte Mahnmal bleibt aber neben der neuen Platte weiter bestehen.

Ukraine, Surinam und 68 weitere Herkunftsländer

Die neue Platte wurde am Eingang zu der Gedenkanlage aus dem Jahr 1965 aufgestellt. Auf ihr werden in einer Spirale die Namen von 70 heute bestehenden Staaten genannt. Die Länder ergaben sich nach Angaben der Gedenkstätten-Stiftung durch eine neue Auswertung zu den Geburtsorten von rund 23.000 Gefangenen.

Als Beispiel nannte eine Mitarbeiterin der Stiftung eine Gefangene aus der südukrainischen Stadt Mykolajiw sowie einen niederländischen Häftling, der in der damaligen südamerikanischen Kolonie Surinam geboren wurde. Die Ländernamen sind alphabetisch angeordnet. In der Spirale stehen auch Länder wie Kuba, Gabun oder Vanuatu in gleicher Größe.

Bislang auch keine baltischen Staaten genannt

Bislang gab es 22 Gedenksteine, auf denen 26 Nationen aufgeführt werden. Sie sollten eigentlich der politischen Landkarte vor dem Zweiten Weltkrieg entsprechen. Allerdings haben «Esten», «Finnen», «Letten» und «Litauer» nur einen gemeinsamen Stein, aus dem ihre bereits vor dem Krieg bestehende Eigenstaatlichkeit nicht hervorgeht. «Die Erweiterung des Ensembles im Jahr 2025 trägt der veränderten Staatenbildung nach 1989/90 Rechnung und macht Opfergruppen, die durch die Anlage von 1965 nicht repräsentiert sind, sichtbar», erklärte die Stiftung. 

Ukrainer größte Häftlingsgruppe

Die ukrainische Generalkonsulin in Hamburg, Iryna Tybinka, hatte vor einem Jahr beklagt, dass die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung kein Verständnis für das tiefe Trauma habe, das der Ukraine im Zweiten Weltkrieg zugefügt wurde. Mehr als acht Millionen Ukrainer seien getötet worden, 2,5 Millionen mussten Zwangsarbeit leisten. Die Ukrainer hätten die größte Häftlingsgruppe in Neuengamme gebildet.