Schweiz weltgrößte Containerschiff-Nation

Dank der weltgrößten Reederei MSC mit Sitz in Genf darf sich die Schweiz jetzt weltgrößte Containerschiff-Nation nennen. Deutschland rutschte nach Angaben des Verbands deutscher Reeder auf Platz drei ab. (Archivbild)
Dank der weltgrößten Reederei MSC mit Sitz in Genf darf sich die Schweiz jetzt weltgrößte Containerschiff-Nation nennen. Deutschland rutschte nach Angaben des Verbands deutscher Reeder auf Platz drei ab. (Archivbild) Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg (dpa) – Sie hat keine Seehäfen, ja nicht einmal einen eigenen Meereszugang – und dennoch ist die Schweiz jetzt die weltgrößte Containerschiff-Nation. Der bisherige weltweite Flottenprimus Deutschland ist sogar auf Platz drei zurückgefallen, wie die Präsidentin des Verbands deutscher Reeder (VDR), Gaby Bornheim, in Hamburg sagte. Nach der Schweiz folgt demnach China auf Platz zwei. 

MSC macht die Schweiz zu weltgrößter Containerschiff-Nation

Dass das Alpenland nun führend in der Containerschifffahrt sei, liege an einem einzigen Unternehmen: der weltgrößten Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in Genf. Sie habe sich in der Vergangenheit nicht nur durch den Einstieg beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA einen Namen gemacht, sondern zuletzt auch als Aufkäuferin deutscher Containerschiffe. «Die haben sehr viel Tonnage übernommen», sagte Bornheim.

Die Folge: Obwohl die Bruttoraumzahl (BRZ) der unter deutscher Kontrolle fahrenden Containerschiffe von 29 Millionen auf 30,2 Millionen BRZ gestiegen sei, lägen nun die Schweiz bei 34,7 Millionen BRZ und China bei 31 Millionen BRZ vorn. Die BRZ bezeichnet das Maß für die Gesamtgröße eines Schiffes. Dass auch China an Deutschland vorbeigezogen ist, liegt laut VDR-Hauptgeschäftsführer Martin Kröger vor allem an den innerasiatischen Verkehren, die China mit vielen kleinen Containerschiffen bedient.

Deutsche Handelsflotte weltweit weiter auf Platz sieben

Insgesamt verfüge die deutsche Handelsflotte über 1.764 Schiffe – 36 weniger als im Jahr zuvor. «Aber die Bruttoraumzahl ist gestiegen von 47 Millionen BRZ auf 47,4 Millionen BRZ.» Damit stehe Deutschland immer noch auf Platz sieben der weltgrößten Handelsflotten – hinter Griechenland, China und Japan.

Bornheim zeigte sich überzeugt, dass die von den USA angekündigten Zölle der deutschen Seeschifffahrt auch eine Möglichkeit alternativer Handelsrouten böten. Sie verteuerten zwar die Waren, führten zu einer geringeren Nachfrage und zu einer geringeren Auslastung der Schiffe. «Aber es gibt auch eine andere mögliche Entwicklung, nämlich dass die Unternehmen (…) dazu übergehen, sich andere Handelspartner zu suchen für ihre Waren, andere Routen finden und damit vielleicht sogar den Warenaustausch in andere Gebiete stabilisieren oder erhöhen.» Konkret könnten das Asien oder Südamerika sein. Schließlich fänden ja 88 Prozent des Welthandels außerhalb der USA statt, sagte Kröger. 

Von den USA geplante Extra-Hafengebühren für VDR unverständlich 

Die von den USA ins Auge gefassten Extra-Hafengebühren für Reedereien, die auch auf in China gebaute Schiffe setzen, nannte Bornheim unverständlich. Denn diese Gebühren – im Gespräch sind 500.000 bis 1,5 Millionen Dollar je Anlauf – träfen ja nicht China, sondern internationale Schifffahrtsunternehmen und vor allem die USA selbst. Schließlich verteuerte dies sowohl den Im- als auch den Export – Kosten, die letztlich die Verbraucher tragen müssten.

Sieben der zehn führenden Linienreedereien haben in China gebaute Schiffe im Einsatz, wie Bornheim sagte. VDR-Hauptgeschäftsführer Kröger wies zudem darauf hin, dass 61 Prozent der Welthandelsflotte, die in den kommenden Jahren auf den Markt komme, aus China stamme. Bei den Containerschiffen allein seien es sogar 73 Prozent.

VDR: Eigene Handelsflotte für die Versorgung Deutschlands wichtig

Der VDR mit seinen rund 290 Reedereien plädierte eindringlich für eine eigene starke Handelsflotte.«Im Krisenfall wissen wir, wie wichtig es ist – das hat die Pandemie gezeigt – wie wichtig es ist, dass wir diesen Verkehrsträger haben für die Versorgung Deutschlands», sagte Bornheim. So liefen etwa 62 Prozent der deutschen Exporte und 60 Prozent der Importe über den Seeweg. Kröger verwies auch auf die geopolitischen Spannungen überall auf der Welt.