Hamburg (dpa/lno) – Neues Stadion, Musikhalle, Kitas, Büros: Der Hamburger Senat hat die Weichen für die weitere Entwicklung der Fläche am geplanten neuen Bahnhof Altona am Diebsteich gestellt, nun muss die Bürgerschaft darüber beraten und entscheiden. In der Drucksache geht es um das rund 4,7 Hektar große frühere ThyssenKrupp-Areal in der Waidmannstraße, auf dem unter anderem ein Regionalliga-Stadion und eine Konzerthalle gebaut werden sollen, wie der Senat nach seiner Sitzung mitteilte.
Zusammen mit öffentlichen Platz- und Grünflächen sowie einem Nutzungsmix aus Büro-, Gewerbe- und Kita-Flächen solle dort bis 2030 ein lebendiges und familienfreundliches Quartier mit sportlichen und musikalischen Freizeitangeboten entstehen, hieß es – trotz der Planungsverzögerungen am eigentlichen Regional- und Fernbahnhof.
Senator spricht von Meilenstein bei der Entwicklung des neuen Bahnhofsviertels
«Die langen und noch nicht abgeschlossenen Planungsvorläufe im Hinblick auf Bahnhofsentwicklung und den Verbindungsbahnentlastungstunnel, die der Bund zu verantworten hat, haben auch die Hausaufgaben auf Seiten der Stadt nicht gerade beschleunigt», sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). «Wir sind aber froh, jetzt vor Abschluss dieser Wahlperiode diesen Meilenstein erreicht zu haben.»
Die Realisierung eines gegenüber dem neuen Bahnhof geplanten Bürohauses solle in einem weiteren Bauabschnitt unter Berücksichtigung der weiteren Bahnplanungen gegebenenfalls unter privater Regie erfolgen.
Der neue Regional- und Fernbahnhof Altona soll nach Angaben des Senats 2027 in Betrieb gehen. Für Verzögerungen beim Bau der Bahnhofshalle und angrenzender Gebäude sorgen Pläne der Bahn für den Bau eines S-Bahn-Tunnels vom Hauptbahnhof zum Diebsteich, der die auch vom Regional-, Fern- und Güterverkehr stark frequentierte Strecke über Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße entlasten soll.
Neues Stadion für Altona 93 und Konzerthalle für je 5.000 Besucher
«Das lange versprochene Regionalliga-Stadion insbesondere für Altona 93, eine attraktive gewerbliche Mantelbebauung, eine von der Szene lange geforderte weitere Musikhalle, super Freiflächen drumherum – der neue Fern- und Regionalbahnhof am Diebsteich wird ein spannendes Umfeld erhalten», versprach Dressel. Zudem werde in seiner Behörde gerade geprüft, in der Mantelbebauung des neuen Stadions künftig drei Finanzämter als «Frequenzbringer» für das neue Quartier unterzubringen.
Grundlage ist der Siegerentwurf aus dem Wettbewerbsverfahren von 2022 des Hamburger Architekturbüros gmp. «Den jetzigen rauen und industriellen Charme des Quartiers wollen wir erhalten, indem wir historische und neue Gebäude miteinander verbinden», sagte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD). Altonas Bezirksamtschefin Stefanie von Berg (Grüne) verspricht sich von den Plänen eine deutliche Belebung des Viertels. «In zentraler Lage wird in Altona ein lebendiges, offenes Quartier entstehen, das Menschen aus der ganzen Stadt und darüber hinaus anlocken wird.»
Der Sport werde das gesamte Quartier durch den Bau des neuen Stadions sichtbar prägen, sagte Sportsenator Andy Grote (SPD). «Zusammen mit den unmittelbar angrenzenden Großspielfeldern und den umliegenden Sportflächen sorgen wir für starken Rückenwind, der den Sport in der Stadt nachhaltig voranbringen wird.»
Mit der neuen Musikhalle könne Hamburg endlich den Bedarf nach einer qualitativ hochwertigen mittelgroßen Konzertstätte erfüllen, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). «Damit wird die Stadt für zahlreiche Bands noch attraktiver bei der Tourplanung.»
CDU-Opposition glaubt nicht an Fertigstellung bis 2030
Anke Frieling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, verwies darauf, dass die Planungen für das Areal am Diebsteich bereits jetzt hinter dem Zeitplan liegen. «Am 1. Januar 2027 sollte Altona 93 sein neues Stadion beziehen. Von Anfang an war nicht klar, wie das Projekt überhaupt zu finanzieren ist.» Noch immer sei diese Frage ungeklärt. «Das Gleiche gilt für die Musikhalle», sagte sie
Den Verweis des Senats auf die noch nicht abgeschlossenen Planungen der Bahn zum Tunnelbau ließ sie nicht gelten. «Der Verbindungsbahnentlastungstunnel ist kein Naturereignis: Der Senat hat dem Projekt zugestimmt, ohne dabei den Planungsturbo für das Areal am Diebsteich anzuwerfen.» Insofern wäre es erstaunlich, wenn diese Projekte tatsächlich innerhalb der nächsten Wahlperiode realisiert werden.
Die nun beschlossene Drucksache sei angesichts der im März bevorstehenden Bürgerschaftswahl als leere Ankündigung einzustufen, sagte Frieling. «Sehr schade für Altona 93, sehr schade für die Musikwirtschaft!»