«Hamburger Standard» soll Wohnungsbau vergünstigen

In Hamburg sollen Wohnungen dank eines Empfehlungskatalogs bald günstiger gebaut werden. (Archivbild)
In Hamburg sollen Wohnungen dank eines Empfehlungskatalogs bald günstiger gebaut werden. (Archivbild) Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Nach Einschätzung der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde und der Privatwirtschaft können Wohnungen deutlich günstiger als bislang errichtet werden. Es sei möglich, die Kosten um mehr als ein Drittel zu senken, heißt in einer Mitteilung der Behörde und der Bau- und Wohnungswirtschaft. Damit könnten bis zu 2.000 Euro brutto je Quadratmeter Wohnfläche gespart werden. 

Am Montag hat die staatlich-private Initiative kostenreduziertes Bauen einen Empfehlungskatalog «Hamburger Standard» vorgestellt, der den Wohnungsbau in der Stadt vergünstigen soll. Der Katalog erläutert, was den Bau verteuert und auf welche Vorgaben verzichtet werden kann – beispielsweise Trittschalldämmung auf vorgelagerten Balkonen. 

Die Stadtentwicklungsbehörde hatte die Initiative kostenreduziertes Bauen im April des Vorjahres gegründet. Der Initiative gehören außer Behörden auch Planer, Bauherren und Projektentwickler an. Rund 100 Organisationen sind den Angaben nach beteiligt. 

Branche leidet an Überregulierung

Der Wohnungsbau hat sich in den vergangenen Jahren in Hamburg zunehmend verteuert. Der Präsident der Hamburgischen Ingenieurkammer-Bau, Stefan Weihrauch, sagte, das gesamte Bauwesen leide seit Jahren unter einer zunehmenden Überregulierung. Normen würden immer komplizierter. 

Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, Dietmar Walberg, betonte, Standards hätten ein nicht mehr leistbares Niveau erreicht. Das liege an individueller und gesellschaftlicher Erwartung. 

Nach Zahlen der Stadtentwicklungsbehörde kostete es 2016 im Median rund 2.700 Euro, einen Quadratmeter Wohnfläche in Hamburg fertigzustellen. Im zweiten Quartal des Vorjahres betrugen die Kosten im Median annähernd 4.600 Euro. 

Einsparungen sollen Mieten senken

Anlässlich der Vorstellung des «Hamburger Standards» wirft der Mieterverein zu Hamburg die Frage auf, wem günstigeres Bauen nutzen wird. «Es muss sichergestellt werden, dass jeder Euro, der eingespart wird, die Miete senkt und nicht genutzt wird, die Rendite zu erhöhen», sagte der Vereinsvorsitzende Rolf Bosse. Auch die Links-Fraktion forderte, Einsparungen müssten bei den Mietern ankommen. 

Wohnungsunternehmen könnten wieder mehr bauen

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen, der mehr als 450 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften vertritt, nannte den «Hamburger Standard» eine große Chance. Verbandsdirektor Andreas Breitner sagte: Sollte der Quadratmeter Wohnfläche für 3.000 Euro gebaut werden, sei er optimistisch, dass die im Verband organisierten Vermieter wieder mehr bauten. 

CDU-Politikerin Frieling: kleine Schritte 

Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Frieling, kritisierte, die Hamburger Regierung aus SPD und Grünen schreite beim Wohnungsbau bestenfalls mit kleinen Schritten voran. Es passe ins Bild, dass die neue Hamburger Bauordnung erst 2026 in Kraft treten solle. 

Der Senat hatte der Neufassung der Hamburgischen Bauordnung im Oktober des Vorjahres zugestimmt. Die Neufassung sieht unter anderem schnellere Genehmigungen vor.