Hamburg (dpa/lno) – Vier Monate vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg ist die regierende SPD laut einer Umfrage weiter stärkste Kraft. Würde in der Hansestadt bereits an diesem Sonntag gewählt, kämen die Sozialdemokraten auf 30 Prozent – allerdings mit deutlichen Verlusten im Vergleich zur Wahl 2020, wie eine vom «Hamburger Abendblatt» in Auftrag gegebene Umfrage des Instituts Forsa ergab.
Auch der bisherige Koalitionspartner Grüne müsste Abschläge hinnehmen – die Partei käme auf 21 Prozent und läge damit gleichauf mit der CDU, die ihr Ergebnis im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2020 fast verdoppeln würde.
Wieder in der Bürgerschaft vertreten wären auch die AfD mit 8 Prozent und die Linke mit wackeligen 5 Prozent. FDP und BSW würden hingegen knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Die neue Bürgerschaft wird in Hamburg am 2. März gewählt.
SPD, Linke und Grüne mit Verlusten – CDU und AfD legen zu
Die mit rund neun Punkten schwersten Verluste im Vergleich zur letzten Bürgerschaftswahl 2020 müsste laut Umfrage die SPD einstecken. Sie war damals auf 39,2 Prozent der Stimmen gekommen. Prozentual noch deutlicher ginge es demnach für die Linke bergab, die zuletzt 9,1 Prozent eingefahren hatte und ihr Ergebnis fast halbieren würde. Die Grünen würden rund drei Prozentpunkte einbüßen.
Zugewinn-Sieger wäre die CDU, die nach mehreren historisch schlechten Ergebnissen von zuletzt nur noch gut 11 Prozent wieder über 20er-Marke käme. Auch die AfD würde ihr Ergebnis von 2020 (5,3) verbessern, bliebe den Zahlen zufolge in Hamburg aber deutlich einstellig. Der FDP würde der Wiedereinzug in die Bürgerschaft erneut versagt bleiben.
Mehrheit der Hamburger setzt weiter auf Rot-Grün
Auf Grundlage dieser Ergebnisse wäre für die SPD unter Bürgermeister Peter Tschentscher sowohl eine Fortsetzung der rot-grünen Regierung als auch eine Koalition mit der CDU möglich. In der Vergangenheit hatte Tschentscher sich aber bereits mehrfach gegen eine Zusammenarbeit mit den Christdemokraten ausgesprochen.
Eine Fortsetzung von Rot-Grün wird laut Umfrage derzeit auch von einer Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger favorisiert: 40 Prozent sprachen sich dafür aus. 20 Prozent sähen demnach lieber eine SPD-CDU-Regierung im Rathaus. Weniger als zehn Prozent favorisieren ein Bündnis von Grünen und CDU.
SPD, Grüne und CDU zeigen sich mit Werten zufrieden
Für SPD-Landeschefin Melanie Leonhard ist das Umfrageergebnis «Bestätigung und Ansporn zugleich». «Die Umfragen, die die SPD stabil als stärkste Partei in Hamburg sehen, geben Rückenwind für den Wahlkampf», sagte sie und konstatierte: «Die Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger hat Vertrauen in den sicheren Kurs, auf dem Bürgermeister Peter Tschentscher und der SPD-geführte Senat Hamburg führen.»
Angesichts der sich aus der Umfrage für die SPD ergebenden Verluste verwies sie darauf, dass es sich dabei lediglich um eine Momentaufnahme handele. «Viele erinnern sich noch an die letzte Hamburg-Wahl, bei der die SPD bis zum Schluss noch deutlich zulegen konnte.»
Maryam Blumenthal und Leon Alam, die Landesvorsitzenden der Grünen, zeigten sich ebenfalls zuversichtlich: «Das ist eine richtig gute Ausgangslage als Herausforderer für die Wahl im März», sagten sie der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind hoch motiviert!»
Für Oppositionschef Dennis Thering zeigt die Umfrage, dass seine CDU «in Hamburg weiter im Aufwind ist». «Wir werden die Zeit bis zur Bürgerschaftswahl nutzen, um klarzumachen, dass diejenigen, die mehr Sicherheit, einen fließenden Verkehr und eine florierende Wirtschaft in Hamburg wollen, die CDU wählen müssen», sagte er der dpa.
Wahlumfragen mit Unsicherheiten belastet
Für die repräsentative Umfrage wurden vom 24. bis zum 28. Oktober 1.017 Wahlberechtigte online befragt. Wahlumfragen sind generell mit Unsicherheiten behaftet, sie spiegeln nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind daher keine Prognosen auf den Wahlausgang.
Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Die Fehlertoleranz bei dieser Umfrage wurde laut «Abendblatt» von Forsa mit plus/minus drei Prozentpunkten angegeben.