SSW-Chef besorgt wegen Trump-Äußerungen zu Grönland

Der SSW will wieder in den Bundestag. (Archivbild)
Der SSW will wieder in den Bundestag. (Archivbild) Foto: Axel Heimken/dpa

Flensburg (dpa/lno) – Die von US-Präsident Donald Trump angemeldeten Ansprüche auf Grönland beunruhigen den SSW-Vorsitzenden Christian Dirschauer. «Kalt lässt mich das auf keinen Fall», sagte der Landtagsfraktionsvorsitzende der Partei der dänischen und friesischen Minderheit in Schleswig-Holstein der Deutschen Presse-Agentur. «Grönland ist keine Ware, sondern eben Heimat einer indigenen Bevölkerung mit eigenen Rechten und einer engen Verbindung zu Dänemark.»

Die Menschen in Grönland hätten sich für Autonomie innerhalb des Königreichs Dänemark entschieden und nicht für einen Verkauf an den Meistbietenden, sagte Dirschauer. «Allein die Idee, dass ein Land einfach irgendwie ein anderes Gebiet kaufen kann, das ist total anachronistisch, muss man sagen, und zeigt irgendwie ein völlig überholtes Verständnis von Souveränität.» Trumps Forderung erinnere an Zeiten, in denen Großmächte Gebiete einfach am Verhandlungstisch verschoben haben, ohne die Menschen vor Ort zu fragen.

Trump hat in den vergangenen Wochen mehrmals und teils mit drastischen Worten gefordert, dass die USA zum Wohle der nationalen oder internationalen Sicherheit die Kontrolle über Grönland übernehmen müssten. Grönland ist heute weitgehend autonom, gehört aber offiziell zum Königreich Dänemark.

Feste Größe im Norden

Der SSW ist in Schleswig-Holstein eine anerkannte Größe. Die Partei ist bei Land- und Bundestagswahlen von der Fünf-Prozent-Hürde befreit. Von 2012 bis 2017 gehörte sie der Landesregierung an (mit SPD und Grünen). Die langjährige Landtagsabgeordnete Anke Spoorendonk war in dieser Zeit Justizministerin.

Um nach 2021 ein zweites Mal in den Bundestag einzuziehen, muss die Partei für einen Sitz über die Landesliste mindestens so viele Stimmen gewinnen, dass ihr dieser nach dem Berechnungsverfahren zusteht. Eine Chance hat der SSW eigenen Angaben zufolge bei rund 40.000 Zweitstimmen.

Dirschauer setzt auf Wahlerfolg

«Ich bin da sehr, sehr optimistisch, dass das klappt», sagte Dirschauer. Im Vorfeld der Wahl 2021 hätten sich auf einem Parteitag nur 60 Prozent für eine Teilnahme an der Bundestagswahl ausgesprochen. Mittlerweile sei parteiintern noch maximal eine Handvoll Mitglieder dagegen.

2021 war die Partei auf 55.578 Zweitstimmen gekommen. Mit Stefan Seidler zog erstmals nach fast 70 Jahren wieder ein SSW-Abgeordneter in den Bundestag ein. Der SSW tritt zur Bundestagswahl – wie auch bei Landtagswahlen – nur im nördlichen Landesteil sowie in Kiel und im Kreis Pinneberg mit eigenen Kandidaten an. Mit der Landesliste ist er in ganz Schleswig-Holstein wählbar.

Seidlers Arbeit im Bundestag habe einen anderen Fokus auf die dänische Minderheit und die Arbeit des SSW in seiner Gesamtheit gerichtet, sagte Dirschauer. «Ich glaube schon, dass es in der Vergangenheit wesentlich mehr Menschen gab, die den SSW so nicht kannten.»