Damit möglichst viele Menschen das Königspaar zu Gesicht bekommen können, wird die Begrüßung mit militärischen Ehren nicht wie üblich im Park von Schloss Bellevue stattfinden, sondern am Brandenburger Tor. Dass ein Staatsgast am Wahrzeichen Berlins empfangen wird, hat es laut Bundespräsidialamt noch nie zuvor gegeben. Dies wird auch als Zeichen der besonderen Wertschätzung und engen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien gewertet. Am Abend werden Steinmeier und Büdenbender ein Staatsbankett für ihre Gäste geben.
Es sei auch eine wichtige europäische Geste, dass König Charles Deutschland und Frankreich als erste Reiseziele vor seiner Krönung ausgewählt habe, betonte Steinmeier. «Ihm, aber natürlich auch allen Britinnen und Briten möchte ich sagen: Wir in Deutschland, wir in Europa wünschen uns auch nach dem Brexit enge und freundschaftliche Beziehungen zum Vereinigten Königreich.»
«Wir wollen nach vorne blicken», sagte die britische Botschafterin in Berlin, Jill Gallard, am Freitag in einer Pressekonferenz. «Unsere Länder stehen vor großen Herausforderungen, die wir gemeinsam angehen müssen.» Es werde bei dem Besuch um zentrale Themen wie den Krieg in der Ukraine, Klimawandel, Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien sowie «die Freude an der Kunst und den kulturellen Austausch» gehen.
König Charles III. wird am zweiten Besuchstag (30. März) im Bundestag eine Rede halten und sich in Berlin auch mit Geflüchteten aus der Ukraine treffen. In Brandenburg wollen er und der Bundespräsident Soldatinnen und Soldaten einer deutsch-britischen Militäreinheit besuchen, die auf den Bau von Brücken spezialisiert ist.
Für Hamburg sind ein Besuch am Mahnmal der St.-Nikolai-Kirche, die vor 80 Jahren von alliierten Bombern zerstört wurde, sowie ein Besuch des Hafens vorgesehen. Zum Abschluss nehmen das Königspaar sowie der Bundespräsident und seine Frau an einem großen Empfang mit Gästen aus der Hansestadt und der örtlichen britischen Community teil.
Charles ist seit dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. am 8. September des vergangenen Jahres britischer Monarch. Seine Krönung soll Anfang Mai stattfinden, die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren.
Steinmeier hatte ihn schon im vergangenen September in einem Telefongespräch nach Deutschland eingeladen. Am Rande der Trauerfeierlichkeiten in London wiederholte er diese Einladung. Beide kennen sich gut und schätzen sich sehr, wie in Berlin betont wird. So habe Steinmeier in seiner Zeit als Bundespräsident Charles sechsmal getroffen.
Dem König sei Deutschland sehr vertraut, sagte Botschafterin Gallard. Seit 1962 sei er offiziell oder privat 40 mal hier gewesen und habe alle Ecken des Landes kennengelernt. Er habe ein «sehr enges persönliches Verhältnis» zu Steinmeier. Auch Elizabeth II. habe Deutschland viele Besuche, darunter fünf Staatsbesuche, abgestattet.
Charles hatte zusammen mit seiner Frau Deutschland zuletzt im Herbst 2020 besucht. Damals hielt er inmitten der Corona-Pandemie beim zentralen Gedenken zum Volkstrauertag im Bundestag eine bewegende Rede, in der er die tiefe Partnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland beschwor. «Gemeinsam sind wir eine unverzichtbare Kraft für das Gute in der Welt», sagte der damalige Prinz Charles – ein Satz, den der heutige König Charles angesichts des Ukraine-Krieges im Bundestag wörtlich wiederholen könnte.