Sylt-Wal: Experten wollen Kadaver untersuchen

Der Wal wurde am Dienstag in Scheiben gesägt, um den großen Kadaver in Containern nach Jagel zu bringen.
Der Wal wurde am Dienstag in Scheiben gesägt, um den großen Kadaver in Containern nach Jagel zu bringen. Foto: Svenja Martens/dpa

Hörnum (dpa) – Zentimeterdicke Knochen, zerfledderte Gedärme, sprießendes Blut und erbärmlicher Gestank: Während Urlauber ihre Hunde bei winterlichem Postkartenwetter am glitzernden Meer entlang führten, stand nur wenige Meter entfernt am Strand ein blutverschmierter und braun gebrannter Mann im weißen Anzug, der mit einer Kettensäge einen 14,3 Meter langen Wal zerteilte. 

Kurz nach Sonnenaufgang hatte Schlachter Timo Arp den am Montag in Hörnum tot auf der Nordseeinsel geborgenen Pottwal mit einer Kettensäge in Stücke weiter zerlegt. Begonnen hatte er dafür an der Schwanzflosse. Allein für das erste Drittel des gigantischen Tieres brauchte er rund vier Stunden. 

Motorsäge brauchte länger

Frostige Temperaturen hatten dafür gesorgt, dass der Wal teilweise gefroren war. Aber auch die Werkzeuge sorgten am Morgen für Probleme im Inselsüden: «Es läuft nicht so, wie es soll, ich bräuchte eine ordentlichere Motorsäge», sagte Arp der dpa. Hinzu komme die immense Größe des Tieres, sonst zerteile er eher weniger große Körper. Die von vielen befürchtete Explosion war bei der Zerteilung ausgeblieben.

Wal-Proben werden untersucht

«Wir werden versuchen das Auge zu entnehmen, dann werden wir die Ohren entnehmen und ich habe Tierärzte bei mir, die das Tier pathologisch untersuchen sollen», sagte Joseph Schnitzler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum, der Deutschen Presse-Agentur. Auch am Mageninhalt des Tieres seien die Experten demnach interessiert – dieser sollte in Spezialkleidung noch vor Ort geöffnet werden. Bis erste Ergebnisse vorliegen, könne es demnach einige Zeit dauern. 

Die Experten nahmen Proben von dem Pottwal-Kadaver, darunter Hautproben für genetische Untersuchungen, um die Herkunft zu bestimmen sowie Gewebe und Fettproben für toxikologische Untersuchungen. 

Arbeit mit 20 Zentimeter langen Messern

«Wir haben rund 15 bis 20 Zentimeter lange Messer, also größeres Werkzeug als normalerweise bei kleinen Meeressäugern und wir haben eine Säge, wenn wir kleinere Knochenteile zersägen müssen», sagte Luca Schick, Tierärztin am ITAW. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen hatte sie in spezieller Schutzkleidung die Organe im Tier angeschaut sowie Parasiten und nach Plastik gesucht.

Wenn alle Proben entnommen sind, werden die Teile des 10 bis 15 Tonnen schweren Kadavers in Containern auf Lastwagen mit dem Autozug nach Jagel zur Tierverwertung gebracht, wie Wolf Paarmann, Sprecher des Landesbetriebes Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN), der dpa sagte. «Wir sind mit dem Zerteilen des Wals relativ weit fortgeschritten, ich hoffe, dass wir es heute noch fertig bekommen.»

In Jagel werden die Stücke sortiert und weiterverwertet oder verbrannt. Wenn die Container sowie die Proben in Büsum gewogen sind, kann das Gewicht genau bestimmt werden. 

Walkiefer bleibt auf Sylt

Der 14,3 Meter lange Walbulle war am Montag bei auflaufendem Wasser mit einem Traktor und einem Raupengefährt an den Strand nahe des Hörnumer Hafens gezogen worden. Experten einer Fachfirma hatten noch am Abend mit der Zerlegung begonnen und den Unterkiefer des gigantischen Tieres mit Messern, Kettensäge und Baggerschaufel abgetrennt. 

Das Teil bleibe auf Sylt und solle hier präpariert und später im Erlebniszentrum in List ausgestellt werden, sagte Anne Schacht, Sylter Nationalpark-Rangerin, der dpa. Eine Präparatorin soll dazu in der kommenden Woche auf die Insel kommen. Das Skelett soll laut Schacht nicht ausgestellt werden.

Forscher wollen Todesursache herausfinden

Weil das Tier explodieren kann und dabei Gase austreten können und aus Schutz vor dem Bagger, hatte die Polizei den Strand rund um den Kadaver vor Schaulustigen abgesperrt. Die von vielen erwartete Explosion war bei der Zerteilung ausgeblieben.

Ein Team des zugehörigen Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) aus Büsum will nun unter anderem die mögliche Todesursache herausfinden. Daran beteiligt sind auch Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Wie der Meeressäuger in die Nordsee vor Sylt gelangt und woran er gestorben ist, ist laut Experten bisher unklar.