Sylter Amtsgemeinden unterstützen Abwahl von Häckel

Der Sylter Bürgermeister muss sich am 29. September einem Abwahlverfahren stellen. (Archivbild)
Der Sylter Bürgermeister muss sich am 29. September einem Abwahlverfahren stellen. (Archivbild) Foto: Lea Albert/dpa

Westerland (dpa/lno) – Rund vier Wochen nach Einleitung eines Abwahlverfahrens gegen den Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, sprechen sich auch die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der anderen vier Gemeinden öffentlich für dessen Abwahl aus. «Herr Häckel hatte neun Jahre Zeit, um klare Strukturen zu schaffen, doch dieses ‚kleine Einmaleins‘ der Verwaltung ist bis heute nicht erkennbar», schreiben die vier Oberhäupter aus den Gemeinden List, Kampen, Wenningstedt-Braderup und Hörnum. Den Schritt der Gemeinde Sylt, ein Abwahlverfahren einzuleiten, begrüßen sie demnach. Zuvor hatte die «Sylter Rundschau» berichtet.

In ihrem Schreiben rufen Sie die Bürgerinnen und Bürger der Nordseeinsel dazu auf, am 29. September zur Wahl zu gehen, um «den Weg für eine Neubesetzung dieser für die Insel entscheidenden Position freizumachen».

Kritik an Häckels Amtsführung auf Sylt

Gespräche mit dem Leiter der Inselverwaltung waren demnach in der Vergangenheit erfolglos geblieben, schreiben Kampens Bürgermeisterin Stefanie Böhm sowie die drei Bürgermeister Ronald Benck (List), Udo Hanrieder (Hörnum) sowie Kai Müller (Wenningstedt-Braderup).

Als Probleme nennen sie die fehlenden Haushaltspläne auf der Urlaubsinsel, für die sie unter anderem den parteilosen Häckel verantwortlich machen: «Der Wohnungsbau für Insulaner kommt nur schleppend voran, unsere Straßen können nicht erneuert werden, der Ausbau der Radwege stagniert, und in Hörnum verfällt der Hafen zunehmend.» Wohnungen und Spielplätze konnten demnach zuletzt nicht gebaut werden.

«Gestörtes Vertrauensverhältnis»

Zudem fehlten die Strukturen innerhalb der Verwaltung, oder seien undurchsichtig. «Das grundlegende Verständnis darüber, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist und wo die Zuständigkeiten liegen, fehlt weitgehend.» Häckel käme seiner Aufgabe als Inselverwalter demnach nicht nach. Kommunikationsversuche – auch im Rahmen eines Coachings – seien gescheitert, weil diese «regelmäßig vom Verwaltungsleiter abgebrochen» worden seien.

«Wir sehen keine Möglichkeit mehr, das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen uns, den Amtsgemeinden, und dem Verwaltungsleiter zu heilen», heißt es in den Schreiben.

Häckel ist nicht nur Bürgermeister der Gemeinde Sylt, sondern auch Leiter der Inselverwaltung und damit für die Verwaltung der amtsangehörigen Gemeinden des Amtes Landschaft Sylt – also List, Kampen, Wenningstedt-Braderup und Hörnum – verantwortlich.

Bürger stimmen am 29. September ab

Im Rathaus in Westerland hatten am 18. Juli die Gemeindevertreter für ein Abwahlverfahren gegen den Bürgermeister der Gemeinde Sylt gestimmt. Über die Abwahl selbst entscheiden am 29. September die Bürger in der Gemeinde Sylt.

Häckel ist seit Februar krankgeschrieben. Bereits im Sommer 2023 hatte der 50-Jährige seine Amtsgeschäfte mehrere Wochen nicht wahrnehmen können – er sei wegen einer belastungsbedingten seelischen Erkrankung vom behandelnden Arzt krankgeschrieben worden, teilte die Gemeinde Sylt damals auf ihrer Homepage mit.

Ende Juni war bekannt geworden, dass der hauptamtliche Sylter Bürgermeister trotz Erkrankung zurück auf den Chefsessel im Rathaus in Westerland möchte. Häckel führt die Verwaltung auf der Nordseeinsel seit 2015. Vertreten wird er derzeit durch seinen Stellvertreter, Carsten Kerkamm (CDU).