Sylt/Hamburg (dpa) – Der Tod des kürzlich vorzeitig abgewählte Bürgermeisters der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel (parteilos), berührt die Menschen auf der größten deutschen Nordseeinsel. «Es macht mich tief betroffen. Als ich es erfuhr, konnte ich es zunächst nicht glauben», sagte Susanne Kemner, Lokalpolitikerin aus Westerland der Deutschen Presse-Agentur.
Zahlreiche Sylter zeigten sich schockiert: «Ich bin überrascht, es ist ein Mann der Mitten im Leben stand und viel für die Insel geleistet hat. Das ist das unschönste Ende, das man sich vorstellen kann», sagte der Sylter Dennis Scharper.
Der 50-jährige Häckel starb unter noch nicht geklärten Umständen in Hamburg. Die Gemeinde bestätigte seinen Tod. «Mit Bestürzung erhielten wir soeben die Nachricht, dass unser ehemaliger Bürgermeister Nikolas Häckel verstorben ist», heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. «Wir alle sind zutiefst betroffen. Unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie.» An Spekulationen zur Todesursache werde man sich auch mit Rücksicht auf die Familie nicht beteiligen, sagte ein Sprecher.
Todesermittlungsverfahren eingeleitet
Die Hamburger Polizei wollte sich zu den Todesumständen nicht äußern. «Die Polizei kann lediglich bestätigen, dass ein Todesermittlungsverfahren zum Nachteil eines 50-jährigen Mannes eingeleitet wurde», sagte ein Sprecher der dpa. Weitere Auskünfte könnten hierzu nicht gegeben werden. Nach dpa-Informationen gehen die Ermittler von einem Unfallgeschehen aus.
Einem Bericht des «Hamburger Abendblatts» zufolge war Häckel Ende Oktober in einer Wohnung in Hamburg kollabiert und in einem lebensbedrohlichen Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort starb er dem Bericht zufolge Ende vergangener Woche.
Häckel erst kürzlich abgewählt
Häckel wurde erst Anfang Oktober nach monatelangen Querelen um das Amt im Rathaus in Westerland offiziell in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Zuvor war er Ende September mit deutlicher Mehrheit abgewählt worden.
4.342 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Sylt, mit ihren Ortsteilen Westerland, Tinnum, Rantum, Archsum, Keitum, Morsum und Munkmarsch, sprachen sich dafür aus, dass er den Chefsessel im Rathaus vorzeitig räumen muss. Mindestens 20 Prozent aller Wahlberechtigten mussten für die Abwahl votieren, das entsprach 2.487 Stimmen.
Häckel führte die Verwaltung der Gemeinde seit 2015. Bei seiner Wiederwahl im März 2021 holte der gebürtige Sylter bei einer Stichwahl 68,4 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen.
Häckel wollte nach langer Krankheit als Amtschef weitermachen
In diesem Sommer hatten Kommunalpolitiker der Insel das Abwahlverfahren gegen den hauptamtlichen Bürgermeister eingeleitet. Sie warfen Häckel unter anderem die jahrelange Haushaltsmisere, fehlende Kommunikation, mangelhaftes Vertrauen sowie Unzulänglichkeiten bei seiner Verwaltungsarbeit vor.
Häckel war zuvor seit Februar krankgeschrieben gewesen. Bereits im Sommer 2023 hatte er seine Amtsgeschäfte mehrere Wochen nicht wahrnehmen können. Nach überstandenem Burnout wollte er eigentlich wieder zurück auf den Chefsessel.
Seine Abwahl nahm Häckel äußerlich gelassen hin. «Jetzt gehe ich in Pension, werde mein Leben genießen, Urlaube machen, Hobbys ausleben – und das mit 50 zu starten, finde ich ein riesiges Geschenk», sagte er im Anschluss. Überrascht habe ihn die Abwahl nicht, er sei darauf gut vorbereitet gewesen. Mit den Wahlergebnissen habe er sich frühzeitig auseinandergesetzt – auch wenn er natürlich gerne weitergemacht hätte, sagte er Ende September.
Von Sylt aufs Festland und zurück
Häckel wurde 1974 auf Sylt geboren, machte dort eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und später auf dem Festland an der Fachhochschule sein Diplom als Verwaltungswirt. Von 2003 bis 2015 arbeitete er in Kronshagen bei Kiel. Dort war er zuletzt Leiter des Bauamtes. Nach seiner Wahl zum Bürgermeister kehrte er zurück nach Sylt.