Hamburg (dpa/lno) – Der Ausbau des Rad- und öffentlichen Nahverkehrs bringt nach Ansicht von Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks auch Autofahrern Vorteile. «Hamburgs Autofahrer profitieren von der Mobilitätswende», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Zum einen hätten Autofahrer jetzt weniger Zeitverlust durch Staus, zum anderen stünden angesichts der abnehmenden Zahl an Privat-Pkw und dem Bau von Stellplätzen im Wohnungsbau nicht weniger Parkplätze zur Verfügung.
Im vergangenen Jahr sei der Zeitverlust der Autofahrer durch Staus im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019 um fast zehn Prozent niedriger gewesen, sagte Tjarks unter Verweis auf Zahlen des Verkehrsdaten-Dienstleisters Inrix. Dieser hatte zuletzt ermittelt, dass Pendler im vergangenen Jahr wegen Staus und Behinderungen im Schnitt 44 Stunden verloren haben – eine Stunde mehr als 2023, aber vier Stunden weniger als 2019 – «und das, obwohl wir viel mehr an Sanierungsleistung hinbekommen haben», sagte Tjarks.
Trotz mehr Baustellen weniger Zeitverlust für Autofahrer
So habe die Stadt 2019 noch rund 38 Kilometer Radwege gebaut und 149 Kilometer Straße saniert, 2024 seien es bereits 65 beziehungsweise mehr als 200 Kilometer gewesen. Hinzu kämen die Großbaustellen für die U4, die U5 und die S4, die es 2019 noch gar nicht gegeben habe. Und trotzdem habe sich der Zeitverlust für die Autofahrer reduziert.
Tjarks sagte, obwohl die Einwohnerzahl der Hansestadt in den vergangenen fünf Jahren um rund 60.000 gestiegen sei, sei die Zahl der Privat-Pkw gesunken. Habe es Anfang 2021 in Hamburg noch rund 656.000 Privatautos gegeben, seien es Anfang dieses Jahres noch 649.500 gewesen. «Das ist kein großer Rückgang, aber es ist ein Rückgang», betonte der Senator.
Tjarks: Verfügbarkeit von Parkplätzen für Autofahrer gestiegen
Und das unterscheide die vergangenen fünf Jahre auch maßgeblich von den zehn Jahren davor. Denn während dieser Zeit sei der Fahrzeugbestand im Schnitt pro Jahr um gut 0,8 Prozent gestiegen. «Wenn das unverändert so weitergegangen wäre, dann hätten wir jetzt in Hamburg 18.000 Privatfahrzeuge mehr – und nicht 6.500 weniger.»
Kritik der CDU-Opposition, seine Behörde habe mehr als 4.000 Stellplätze etwa Radwegen geopfert, wies Tjarks zurück. Vielmehr sei die Verfügbarkeit von Parkplätzen für den einzelnen Autofahrer gestiegen. Er verwies auch darauf, dass zwischen 2020 und 2023 mindestens 32.000 Wohnungen errichtet worden seien. Und wenn nur bei der Hälfte auch ein Parkplatz gebaut worden sei, kämen 16.000 Stellplätze hinzu. «Wir haben definitiv im privaten Wohnungsbau mehr Parkplätze gebaut, als wir im öffentlichen Raum abgebaut haben», betonte Tjarks.