Kiel (dpa/lno) – Schleswig-Holsteins künftige stellvertretende Ministerpräsidentin Aminata Touré will die vertrauensvolle Zusammenarbeit der schwarz-grünen Koalition erhalten. «Meine zentrale Aufgabe ist es, den Laden zusammenzuhalten, Bammel habe ich davor nicht», sagte die 31 Jahre alte Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. «Ich finde es hammercool, Verantwortung übernehmen zu können.» Sie wolle auch übergeordnet für die Pläne der schwarz-grünen Koalition einstehen.
Touré wird zum 1. August Stellvertreterin von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und folgt damit in dieser Funktion der scheidenden Finanzministerin Monika Heinold (Grüne). Ihr Anspruch sei es, die gute Zusammenarbeit zu verstetigen. «Ich kenne Günther ja auch schon ein, zwei Tage länger.» Sie arbeite richtig gerne mit ihm zusammen. «Er ist ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger Ministerpräsident, der Wort hält und uns nicht jeden Tag das Gefühl gibt, der kleinere Koalitionspartner zu sein.»
Führungsrolle bei den Grünen
Touré will aber nicht nur den Regierungschef vertreten, sondern auch die Koordination des grünen Regierungslagers übernehmen. Sie sei deshalb bereits zur Landtagswahl 2022 ganz bewusst mit Heinold als Doppelspitze angetreten, sagte Touré. «Wir haben nie über den dezidierten Zeitpunkt gesprochen. Aber es war ja klar, dass Frau Heinold irgendwann in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird.»
Inhaltliche Unterschiede zwischen CDU und Grünen werde es weiter geben, sagte Touré. «Ich finde das aber nicht dramatisch, denn wir sind nicht eine Partei, und das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht dahingehend entwickeln.» Beide Partner brauchten sich gegenseitig. «Wir können voneinander lernen, warum bestimmte Grünen-Positionen in der breiten Bevölkerung nicht ankommen und andersrum, warum CDU-Positionen teilweise nicht bei liberalen, etwas linkeren gesellschaftlichen Gruppen.»
Beliebtheitsdelle
Mit Blick auf die jüngsten Umfragewerte ihrer Partei von 11 bis 13 Prozent sagte Touré, die zuletzt gesunkene Beliebtheit ihrer Partei habe auch mit deren Wunsch nach Veränderung zu tun. «Wir wollen Gesellschaft verändern. Zu glauben, dass dabei alle Juchhu rufen, war ein naiver Gedanke», sagte Touré. «Wir haben nach der Rückkehr in die Bundesregierung nach Jahren der Opposition einen Realitätsschock bekommen.» Ihre Partei sei lange auf der Erfolgswelle gesurft und habe sich unantastbar gefühlt. «Das war eine Naivität, die wir an den Tag gelegt haben.»
Die Menschen hätten beispielsweise beim Heizungsgesetz gemerkt, «das ist ganz schön viel Veränderung, die ihr uns hier zumuten wollt», sagte Touré. Der Koalitionspartner Union sei anders in der Gesellschaft verankert als ihre Partei. «Wir sind manchmal noch ein bisschen zu weit weg sind von der Lebensrealität vieler Menschen, die das alles nicht so großartig finden. In so einer Phase eines politischen Tiefs darf man als Partei nicht verzagen, nicht beliebig werden, sondern muss sich da durchkämpfen.»