U-Boot-Bauer TKMS stockt Belegschaft am Standort Wismar auf

Für 4,7 Milliarden Euro will Deutschland weitere U-Boote anschaffen. Ein Großteil der Arbeiten soll in der Werft in Wismar umgesetzt werden.
Für 4,7 Milliarden Euro will Deutschland weitere U-Boote anschaffen. Ein Großteil der Arbeiten soll in der Werft in Wismar umgesetzt werden. Foto: Jens Büttner/dpa

Wismar (dpa) – Nach wiederholten Werftenpleiten gibt es für den traditionsreichen Schiffbaustandort Wismar wieder eine Perspektive. Der Kieler U-Boot-Bauer Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) als neuer Eigner stockt die Belegschaft in seiner Tochterwerft in Wismar deutlich auf. Von derzeit etwa 100 werde die Zahl der Beschäftigten in den kommenden fünf Jahren auf bis zu 1.500 steigen, kündigte Personalvorstand Bernd Hartmann in Wismar an.

Von Dienstag an seien über die firmeninterne Plattform Bewerbungen möglich. In diesem Jahr würden etwa 100 weitere Schiffbauer eingestellt, in den Jahren danach jeweils mindestens 300. «Wir sind ein fairer und guter Arbeitgeber, der tarifgebunden ist», betonte Hartmann.

Auch ziviler Schiffbau in Wismar   

Dem pflichtete Heiko Messerschmidt von der IG Metall Küste bei. «Wir können guten Gewissens dazu raten, bei TKMS anzufangen», sagte er. Dass die veränderte Weltlage zusätzliche Investitionen in Rüstung erfordere, sei bedauerlich aber notwendig. Doch fahre die Werft in Wismar künftig nicht eingleisig, da dort auch zivile Aufträge abgearbeitet würden. 

Bürgermeister Thomas Beyer äußerte sich zuversichtlich, dass der Werftstandort nun langfristig gesichert ist und die Schiffbauer und ihre Familien nun eine Perspektive haben. «Das ist sehr erfreulich für die Stadt und die ganze Region», sagte der SPD-Politiker.

Milliardenaufträge vom Bund  

In Erwartung weiterer Rüstungsaufträge hatte TKMS Ende 2022 die Werft in Wismar übernommen, die nach der Pleite des früheren Eigners Genting (Hongkong) in Insolvenz geraten war. Wie in Kiel sollen auch in Wismar U-Boote gebaut werden. Zudem entsteht in Wismar ein neues Schiff für die Polarforschung. Allein die neue «Polarstern» hat laut Hartmann ein Auftragsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro. Das vom Bund finanzierte Spezialschiff soll im Jahr 2030 an die Forschung übergeben werden.

Ende 2024 hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags den Bau von vier weiteren U-Booten der modernen Klasse 212CD für die Deutsche Marine bewilligt. Allein das Auftragsvolumen für die deutschen Einheiten liegt dem Vernehmen nach bei 4,7 Milliarden Euro. 

TKMS sprach von einem der größten Aufträge der neueren Unternehmensgeschichte. Bevor auch in Wismar mit dem U-Boot-Bau begonnen werden könne, seien noch technische Umbauten erforderlich. Dafür plane TKMS Investitionen im Umfang von etwa 200 Millionen Euro ein, sagte Hartmann. Das große Trockendock biete aber bereits gute Voraussetzungen.

Hoffen auf Rückkehrer  

Bei der Rekrutierung seiner Mitarbeiter setze TKMS auch darauf, dass viele der derzeit mit dem Weiterbau des Kreuzfahrtschiffes «Disney Adventure» 460 beschäftigten Schiffbauer zum neuen Werfteigner wechseln. «Das ist eine wichtige Zielgruppe», sagte Hartmann. Die Übernahme solle möglichst lückenlos erfolgen. Bis Ende 2025 soll das riesige Schiff, das noch von Genting in Auftrag gegeben worden und Teil der Konkursmasse war, fertiggestellt sein. Es wird damit gerechnet, dass das Schiff im April die Schiffbauhalle verlässt. 

Zudem sollen in andere Branchen oder andere Regionen abgewanderte Fachleute nach Wismar zurückgeholt werden. «Das sind oft sehr erfahrene Schiffbauer, die nach der Insolvenz etwas anderes gesucht haben. Denen können wir eine Perspektive geben», sagte Hartmann. 

Auch für Berufseinsteiger böten sich beste Chancen. Die Zahl der Auszubildenden solle sich auf jährlich bis zu 60 Neueinstellungen erhöhen, die Übernahme nach Abschluss der Lehre sei der Regelfall.   

TKMS ist eines der weltweit führenden Unternehmen der Marineindustrie mit rund 8.000 Mitarbeitern auf drei Werften in Kiel, Wismar und Itajaí (Brasilien) sowie an Standorten weltweit. Laut TKMS muss es in Wismar künftig nicht nur beim Bau von U-Booten bleiben. Dort könnten auch Fregatten produziert werden, hieß es.