Hamburg (dpa) – Die Hamburgische Bürgerschaft hat mit rot-grüner Mehrheit den umstrittenen Einstieg der Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA in erster Lesung beschlossen – nun versucht MSC-Chef Søren Toft, die Wogen zu glätten. «Wir werden zeigen, dass MSC ein verlässlicher und loyaler Partner für die Stadt Hamburg ist. Ich bin sicher, dass sich das Bild von MSC in Hamburg verändern wird», sagte Toft der «Welt am Sonntag». Er schloss nicht aus, «dass Hamburg in Zukunft ein sogenannter Hub, ein Knotenpunkt für die Containerverkehre werden kann».
Die Hamburgische Bürgerschaft hatte am Mittwoch in erster Lesung den vom rot-grünen Senat vorgelegten Gesetzentwurf zum MSC-Einstieg abgesegnet. Weil CDU, Linke und AfD eine zweite und abschließende Lesung in derselben Sitzung verweigerten, erfolgt der endgültige Beschluss zu dem mindestens 40 Jahre laufenden Vertrag zwischen der Stadt und MSC frühestens in der ersten Sitzung nach der Sommerpause am 4. September.
Hamburg und MSC wollen die HHLA künftig gemeinsam führen
Hamburgs rot-grüner Senat will die Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) an Bord holen, um die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und den Containerumschlag zu stabilisieren. Die Stadt soll dabei 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent an dem Unternehmen halten. Bislang gehörten der Stadt rund 70 Prozent, der Rest war in Streubesitz.
Im Gegenzug will die Reederei ihr Ladungsaufkommen an den HHLA-Terminals vom kommenden Jahr an erhöhen und bis 2031 auf eine Million Standardcontainer pro Jahr steigern. «Das ist im Vergleich zu heute ungefähr eine Verdopplung», sagte Toft der Zeitung weiter. Gleichzeitig versprach er, dass dafür keine Container von Bremerhaven umgeleitet würden, wo MSC mit Eurogate eine Partnerschaft unterhält. «Die Mengen, die wir zusätzlich nach Hamburg bringen wollen, werden entweder aus dem Wachstum des Umschlags stammen, oder sie werden aus den europäischen Westhäfen außerhalb Deutschlands nach Hamburg verlagert.»
Toft: Wachstum und Schutz der Mitarbeiter sind Kernelemente
Befürchtungen eines Abbaus von Mitbestimmungs- und Arbeitnehmerrechten von Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeitern, von Betriebsräten und der Gewerkschaft Verdi versuchte Toft zu zerstreuen. «Wachstum und der Schutz der Mitarbeiter sind zwei Kernelemente dieser Vereinbarung. Für uns als Familienunternehmen spielen die Mitarbeiter eine zentrale Rolle», sagte Toft. Das sei auch daran zu sehen, dass MSC als Gruppe auch in schwierigen Zeiten nie in großem Umfang Personal abgebaut habe.
Neben der Erhöhung der Ladungsmenge will die Schweizer MSC in Hamburg auch eine neue Deutschlandzentrale bauen und zusammen mit der Stadt das HHLA-Eigenkapital um 450 Millionen Euro aufstocken. «Wir wollen gemeinsam in das größte Hamburger Containerterminal Burchardkai (…) investieren.» MSC betreibe weltweit mehr als 100 Hafenterminals. «Wir haben viel Erfahrung in Sachen Wachstum, Modernisierung und Produktivitätssteigerung. Die wollen wir mit der HHLA teilen.»
Zentrales Ziel sei, Wachstum bei der HHLA und für den Hafen zu schaffen. «Dafür muss die HHLA übrigens als Anbieter für alle Reedereien wettbewerbsfähig und attraktiv bleiben, inklusive Hapag-Lloyd», sagte Toft der Zeitung. Das gelte auch für die Bahntochter Metrans, die ein marktoffenes Unternehmen bleibe.