Unternehmen und Arbeitsagentur werben um Nachwuchs

Junge Menschen interessieren sich wieder stärker für die duale Ausbildung. (Archivbild)
Junge Menschen interessieren sich wieder stärker für die duale Ausbildung. (Archivbild) Foto: Jens Büttner/dpa

Ahrensburg (dpa/lno) – Unternehmensverbände und die Agentur für Arbeit werben angesichts des wachsenden Fachkräftemangels um junge Menschen. Zur Halbzeit des Ausbildungsjahres stehen nach Angaben der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit etwa 7.500 Interessenten ungefähr doppelt so viele freie Ausbildungsplätze gegenüber. Er erwarte, dass sich im Herbst ein ähnliches Bild wie in den Vorjahren zeigen werde, sagte Behördenchef Markus Biercher. Das heißt, es können nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden.

Biercher warb für die duale Berufsausbildung. «Ausbildung ist der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit, den man erwerben kann», sagte er bei einem gemeinsamen Termin mit Handelskammer und Handwerkskammer in einer Berufsschule in Ahrensburg (Kreis Stormarn). Für ungelernte Kräfte liege das Risiko, im Laufe des Berufslebens arbeitslos zu werden, bei 20 Prozent, für Arbeitnehmer mit Ausbildung bei nur drei Prozent.

«Riesige Probleme»

In den nächsten fünf bis sieben Jahren werden nach Bierchers Angaben mehr als 100.000 ältere Fachkräfte den Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein verlassen. Weitere fünf Jahre später seien es bereits 275.000. Biercher sprach von einer großen Lücke. «Auf uns kommen riesige Probleme zu.»

Für die Handwerkskammer Schleswig-Holstein sprach Präsident Ralf Stamer von einer «neuen Lust auf Ausbildung». Es gebe deutlich steigende Ausbildungszahlen, sagte er. Stamer verwies auf die vielfältigen Karrieremöglichkeiten. Das reiche bis zum eigenen Unternehmen. Denn in den kommenden Jahren würden Tausende Unternehmensnachfolger gesucht.

Auch der Präsident der Industrie- und Handelskammern Schleswig-Holstein, Hagen Goldbeck bestätigte den Trend zur Ausbildung. «Wir führen diesen Anstieg vor allem auf die Attraktivität der Unternehmen im stabilen wirtschaftlichen Umfeld unserer Region sowie die Flexibilität der Betriebe bei einer modernen Ausbildung zurück.»

Der Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Landkreistags, Henning Görtz, sagte, der Mangel an Fachkräften betreffe besonders auch die Verwaltung. Deshalb hätten Angebote etwa zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf besondere Bedeutung, so der Stormarner Landrat.

Der Schulleiter der Berufsschule Ahrensburg, Johannes Kahlke, betonte die Notwendigkeit, Auszubildende mit Schwächen besonders zu fördern. Sei individueller Unterstützungsbedarf zu erkennen, fange ein Netzwerk von Experten den oder die Azubis auf und helfe mit theoretischer und praktischer Nachhilfe, Sozialberatung bis hin zu ganz persönlichen Hilfsangeboten. «Wir geben niemanden auf», sagte Kahlke.