
Hamburg/Kiel/Schwerin (dpa) – Der Wohnungsbau in Hamburg liegt weiter am Boden und hat aus Sicht des Verbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen kurzfristig auch keine Chance auf Erholung. So hätten die Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr gerade einmal 1.927 Wohnungen fertiggestellt, sagte der Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Nord, Kay Brahmst. Das seien fast 40 Prozent weniger als im Jahr zuvor und fast 66 Prozent weniger als im Jahr 2018, als noch mehr als 5.600 Wohnungen fertiggestellt wurden. Die Mitgliedsunternehmen erbringen den Angaben zufolge mehr als 60 Prozent der Neubauleistung in Hamburg.
Besserung in Hamburg nicht in Sicht – nur 553 Baustarts
Und eine Besserung ist nicht in Sicht: So begannen die Mitgliedsunternehmen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr mit dem Bau von lediglich 553 Wohnungen. In diesem Jahr wollten sie mit dem Bau von 1.009 Wohnungen anfangen. Brahmst schränkte jedoch ein, dass das nur Planungen seien und in der Regel ein Drittel davon verschoben oder ganz auf Eis gelegt werde. Insgesamt bewege sich der Hamburger Wohnungsmarkt damit auf ganz schwachem Niveau eigentlich nur zur Seite, sagte Brahmst. Der ursprüngliche Plan des rot-grünen Senats waren einmal jährlich 10.000 Baugenehmigungen.
Deutlich besser, aber aus Verbandssicht nicht wirklich gut, sieht es in Schleswig-Holstein aus. Dort stieg die Zahl der von den Mitgliedsunternehmen fertiggestellten Wohnungen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 um knapp vier Prozent auf 1.634. Die tatsächlichen Baubeginne kletterten sogar um mehr als 150 Prozent auf rund 1.400 und die in diesem Jahr geplanten Baustarts erhöhten sich um fast ein Viertel auf knapp 1.200. «Wir glauben, das hängt mit der Förderung zusammen», sagte Brahmst. Denn dort seien die Standards gesenkt und die Förderung angepasst worden, was das Bauen insgesamt günstiger mache.
«Hamburger Standard» soll das Bauen günstiger machen
Hamburg geht inzwischen einen ähnlichen Weg. So hatte die von der Stadtentwicklungsbehörde gegründete Initiative kostenreduziertes Bauen erst vor knapp zwei Wochen einen Empfehlungskatalog «Hamburger Standard» vorgestellt, der den Wohnungsbau in der Stadt vergünstigen soll. Über ihn soll es möglich sein, die Kosten um mehr als ein Drittel zu senken. Konkret könnten bis zu 2.000 Euro brutto je Quadratmeter Wohnfläche gespart werden. Brahmst nannte das einen «wirklich guten Weg, den wir auch sehr stark unterstützen».
Der Verbandschef geht davon aus, dass es viele Jahre dauern werde, bis Norddeutschland wieder auf die gewünschten Wohnungsbauzahlen komme. Die Wohnungsbauförderung sei dabei kein Allheilmittel. In Hamburg seien gemischte Quartiere und ausreichende Angebote für unterschiedliche Zielgruppen gefragt. «Das beinhaltet den frei finanzierten Mietwohnungsbau ebenso wie Eigentumswohnungen, ohne die eine Trendwende nicht erreicht werden kann.» Nötig seien auch Baugrundstücke von der Stadt, schnellere Genehmigungen und bessere Finanzierungsbedingungen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern keine guten Zahlen
Für Mecklenburg-Vorpommern bezifferte Brahmst die Zahl der im vergangenen Jahr von den Mitgliedsunternehmen fertiggestellten Wohnungen auf 58 – was einem Rückgang von fast 88 Prozent bedeute. Gleichzeitig schränkte er aber ein, dass der Verband im Nordosten deutlich weniger Mitglieder als in Hamburg und Schleswig-Holstein habe. Dass der Baubeginn im vergangenen Jahr um mehr als 700 Prozent auf 744 Wohnungen nach oben geschnellt sei, liege vor allem an einem einzigen Projekt mit mehr als 600 Wohnungen. Für das laufende Jahr sei der Baustart für 246 Wohnungen geplant.