
Hamburg (dpa/lno) – Hamburgs Bürgerinnen und Bürger mit Anliegen etwa bei den Bezirksämtern müssen sich am Donnerstag auf Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Stadt zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, um ihrer Forderung nach einer tariflichen Regelung zur Altersteilzeit Nachdruck zu verleihen. Insgesamt betroffen seien rund 35.000 Beschäftigte. Hinzu kämen rund ebenso viele Beamte, die aber nicht zum Warnstreik aufgerufen seien.
Verdi: Stadt will bislang nicht über Altersteilzeit verhandeln
Eine bestehende Altersteilzeit-Regelung wurde nach Verdi-Angaben 2009 nicht verlängert. Die Gewerkschaft habe die Stadt deshalb aufgefordert, einen neuen Tarifvertrag Altersteilzeit zu verhandeln, was die Stadt aber bislang ablehne. Verdi-Gewerkschaftssekretär Max Stempel kündigte deshalb bereits an: «Wenn die Stadt weiterhin Verhandlungen ablehnt, werden wir die Warnstreiks in der nächsten Woche ausweiten.»
Am Warnstreiktag ist um 14.00 Uhr eine Demonstration geplant. Die Teilnehmer wollen vom Gewerkschaftshaus durch die Innenstadt zur Katharinenkirche ziehen. Währenddessen ist eine Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in München vorgesehen. Am vergangenen Donnerstag war ein 24-jähriger Afghane mutmaßlich aus islamistischen Motiven mit seinem Auto in eine Verdi-Demonstration gefahren. Dabei kamen ein zweijähriges Mädchen und seine 37 Jahre alte Mutter ums Leben. Mindestens 37 Menschen wurden verletzt.
Warnstreik unabhängig von Tarifverhandlungen in Potsdam
Der Warnstreik in Hamburg hat nichts mit den derzeit in Potsdam laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen zu tun. Hamburg nimmt als Stadtstaat eine Sonderrolle ein. Anders als für Kommunalbeschäftigte in anderen Bundesländern fallen die Beschäftigten der Stadt Hamburg unter den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder.
Nach Angaben der Gewerkschaft sind derzeit 5.000 Stellen bei der Stadt nicht besetzt, in einigen Bereichen seien die Stellen zudem zu knapp bemessen, was zu hohen Belastungen und Krankenständen führe. Verdi verweist auf eine Befragung von mehr als 1.400 Beschäftigten vom Herbst 2024. Dabei hätten mehr als zwei Drittel der Befragten angegeben, dass sie ihren beruflichen Ansprüchen unter den vorherrschenden Bedingungen nur manchmal bis selten gerecht werden könnten.
Schon jetzt laut Verdi teils gefährliche Unterversorgung
«Schon jetzt erleben die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt oftmals lange Wartezeiten und es kommt zu gefährlicher Unterversorgung, etwa im Kinderschutz», sagte Stempel. Die Stadt sollte ihr Möglichstes tun, die Bedingungen rasch zu verbessern. «Dazu gehört auch eine Altersteilzeit-Regelung, um auf die Belastungen durch jahrelanges Arbeiten in Untersetzung zu reagieren.»
Tarifkommissionsmitglied Nicole Drücker wies darauf hin, dass eine Regelung, die es ermögliche, die Arbeitszeit im Alter geordnet zu reduzieren, ohne zu verarmen, die Attraktivität des öffentlichen Diensts hebe. Sonja Berndt vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) Harburg betonte: «Wir brauchen eine Altersteilzeit-Regelung, die vorrangig psychisch hoch belasteten Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, die Arbeitszeit im Alter zu reduzieren.»