Kiel (dpa/lno) – Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Christopher Vogt fordert von der Landesregierung mehr Unterstützung für das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). «Wir werden uns im September sehr intensiv damit auseinandersetzen, wie es dort bei der medizinischen Versorgung weitergeht und wie sich die wirtschaftliche Lage des Klinikums entwickelt», sagte Vogt der Deutschen Presse-Agentur. «Momentan hat man tatsächlich das Gefühl: Alle reden über das UKSH, nur die zuständige Landesregierung nicht. Und das ist sicherlich auch Teil des Problems.»
«Die Landesregierung ist bei diesem Thema sehr zurückhaltend, wir brauchen aber Antworten», sagte Vogt. Die finanzielle Ausstattung des einzigen Maximalversorgers im Land mit den beiden Standorten Kiel und Lübeck sei Aufgabe des Landes. Mittelfristig werde die geplante Krankenhausreform das UKSH voraussichtlich entlasten. «Aber das Land wird sich finanziell um das Klinikum kümmern müssen, das steht außer Frage.»
Kritik der Ärztekammer an Personalsituation
Mit einem hohen Defizit, Personalproblemen und mieser Stimmung hat das Universitätsklinikum zuletzt für schlechte Schlagzeilen gesorgt. Der Landesrechnungshof forderte von der Landesregierung eine Entlastung der Klinik von sämtlichen Investitions-Aufwendungen. Nach aktueller Berechnung kosten Sanierung sowie Betrieb und Instandhaltung des Krankenhauses bis 2044 mindestens 3,7 Milliarden Euro. Bei Vertragsschluss 2014 mit einem privaten Investor waren 1,7 Milliarden Euro genannt worden.
«Das UKSH wird die hohen Projektkosten allerdings aus eigener Kraft nicht
finanzieren können, auch wenn dies ursprünglich mit dem Land so vereinbart war», kritisierte der Rechnungshof. Bisher finanziere das Klinikum die Projektkosten fast ausschließlich mit Darlehen. Die Folge seien kontinuierlich wachsende Schulden und steigende Zinsbelastungen. Der Landtag hatte im Juni bereits eine Erhöhung des Kreditrahmens um weitere 600 Millionen auf 2,25 Milliarden Euro beschlossen. Gelöst ist das Problem damit laut Rechnungshof aber nicht.
Notsituationen
Der Präsident der Ärztekammer, Henrik Herrmann, kritisierte in den «Kieler Nachrichten», dass Narkoseärzte zum Teil in Operationssälen des UKSH Pflegeaufgaben übernähmen. Die hohe Solidarität der Ärzte gegenüber dem Pflegepersonal sei grundsätzlich zu begrüßen, sagte er. «Dass Ärzte in einer Notsituation pflegerische Tätigkeiten übernehmen, ist ein sehr schönes Zeichen der teamorientierten Zusammenarbeit im Sinne der Patientinnen und Patienten.» Der Einsatz in der Pflege dürfe für Anästhesisten aber nicht zum Dauerzustand werden.