Schiffe im Nord-Ostsee-Kanal wieder größer

Die Menge der über den Nord-Ostsee-Kanal transportierten Ladung ist 2024 etwas zurückgegangen. (Archivbild)
Die Menge der über den Nord-Ostsee-Kanal transportierten Ladung ist 2024 etwas zurückgegangen. (Archivbild) Foto: Christian Charisius/dpa

Kiel (dpa) – Nach dem deutlichen Einbruch des Vorjahres ist der Rückgang der per Schiff über den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) transportierten Ladung 2024 moderater ausgefallen. Die Ladungsmenge lag bei knapp 75,6 Millionen Tonnen, wie aus dem am Vormittag veröffentlichten Zahlen der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung hervorgeht. Das entspricht einem Minus von 2,1 Prozent gegenüber 2023, als Schiffe im Kanal noch insgesamt 77,1 Millionen Tonnen geladen hatten. 2023 war der Rückgang im Vorjahresvergleich mit 6,2 Prozent höher ausgefallen.

«Die aktuellen Krisen wirken sich auch auf die Handelswege, die Warenströme und Warenmengen aus», sagte der zuständige Leiter der Unterabteilung Seeschifffahrt der Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrt, Heiko Böschen. «Der Nord-Ostsee-Kanal ist nicht von der allgemeinen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation zu trennen.» Gemessen daran sei der Rückgang um gut zwei Prozent moderat und vergleichbar mit den Zahlen des Hamburger Hafens.

Knapp 39,2 Prozent der Ladung im NOK war Stückgut. Dahinter folgten chemische Produkte (12,5 Prozent) sowie Erdöl und Derivate (10,6). 

Größere Schiffe

Die Verkehrszahlen des Nord-Ostsee-Kanals spiegelten die veränderten europäischen und internationalen Rahmenbedingungen wider, sagte Böschen. Der Verkehr mit russischen Häfen sei noch weiter zurückgegangen. Wurden 2021 vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine 14,2 Millionen Tonnen Ladung von und zu den russischen Häfen durch den Kanal transportiert, waren es 2024 nur noch 2,3 Millionen Tonnen.

Zwischen Nord- und Ostsee waren auf der wichtigen Wasserstraße im vergangenen Jahr 24.866 Schiffe unterwegs. 2023 waren es 26.659. Das entspricht einem Rückgang um fast 6,73 Prozent. Dafür werden die Schiffe immer größer. Die sogenannte Bruttoraumzahl, die rechnerische Gesamtgröße eines Schiffes, stieg von 5.476 auf 5.688. 2022 waren die Schiffe allerdings mit einer Bruttoraumzahl von 5.945 im Schnitt noch etwas größer gewesen als 2024.

Unterm Strich steige die Zahl der größeren Schiffe, sagte Böschen. «Und das ist es ja letztlich auch, worauf es ankommt beim Nord-Ostsee-Kanal. Es geht nicht darum, so viele Schiffe wie möglich durch den Kanal fahren zu lassen, sondern es geht darum, Ladungen von A nach B zu bringen.»

Ausbau kommt voran

Positive Nachrichten gab es mit Blick auf die Sanierung und den Ausbau. «Insgesamt wurden 297 Millionen Euro in den NOK investiert, so viel wie noch nie in den letzten Jahrzehnten», sagte der Leiter des Dezernats Management Küste, Karsten Thode. Die Gesamtinvestitionssumme belaufe sich auf etwa 2,5 Milliarden Euro. Dazu gehören unter anderem der Ersatz der Levensauer Hochbrücke bei Kiel und der Ausbau der sogenannten Oststrecke, eines Engpasses.

Nach derzeitigem Plan soll die fünfte Schleusenkammer in Brunsbüttel Ende 2026 in Betrieb genommen werden. Nach früheren Angaben kostet die neue Kammer 1,2 Milliarden Euro. Im Fokus steht auch der Neubau der beiden kleinen Schleusen in Kiel-Holtenau: Das auf 650 Millionen Euro bezifferte Projekt wird voraussichtlich bis weit ins kommende Jahrzehnt andauern.

Gute Prognose

Thode verwies auf eine neue Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums. Demnach sei in den kommenden Jahren im Kanal wie in den Nordseehäfen mit einem moderaten Zuwachs an transportierter Ladung von 0,5 Prozent pro Jahr zu rechnen. «Das macht dann in 20 Jahren 10 Prozent Verkehrswachstum.»

Im vergangenen Jahr nahm der Bund 9,3 Millionen Euro an Befahrensabgaben ein. Das genannte Durchschnittsschiff (Mittelschiff) schlug dabei statistisch gesehen mit 1.149 Euro zu Buche. Hinzu kommen allerdings noch Kosten für Lotsen und Kanalsteuerer, macht inklusive Befahrensabgaben 4.400 Euro. 

Noch bis Mitte 2026 sind die Befahrensabgaben um 50 Prozent reduziert als Entgegenkommen für die niedrigere Höchstgeschwindigkeit von Tempo 12 statt 15. Eine Passage dauert dadurch 45 bis 60 Minuten länger.

Grund seien eine ganze Reihe von Böschungsschäden durch Schiffe aus der Vergangenheit, sagte der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Nord-Ostsee-Kanal, Detlef Wittmüß. Deshalb seien auch Wegabschnitte in einigen Uferbereichen gesperrt. Die Arbeiten an den Böschungen würden voraussichtlich bis 2026/2027 andauern. Er rechne damit, dass das Tempolimit in ein paar Jahren wieder auf 15 Kilometer pro Stunde angehoben wird.