Berlin (dpa) – Windparks in Nord- und Ostsee sollen einen wesentlichen Beitrag bei der Energiewende leisten – ihr Anteil an der Stromerzeugung steigt. Im vergangenen Jahr erzeugte die Offshore-Windenergie insgesamt 25,7 Terawattstunden (TWh) Strom, im Jahr zuvor waren es 23,5 TWh. Der Anteil der Offshore-Windenergie an der deutschen Stromerzeugung lag 2024 bei 5,9 Prozent. 73 Anlagen mit insgesamt 742 Megawatt speisten im Jahresverlauf erstmals in das Stromnetz ein.
Branche sieht Erfolgsgeschichte
Die Offshore-Windenergiebranche in Deutschland werde in diesem Jahr 15 Jahre alt, sagte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie Offshore. 2010 ging nach Angaben des Verbands Alpha-Ventus als erster Hochsee-Windpark in deutschen Gewässern ans Netz. Thimm sprach von einer Erfolgsgeschichte.
Ende 2024 waren in Deutschland insgesamt 1.639 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 9,2 Gigawatt (GW) in Betrieb. Zum Vergleich: Die installierte Leistung von Windrädern an Land lag Ende 2024 bei rund 63,5 Gigawatt, die Solar-Gesamtleistung bei rund 99 Gigawatt. Strom aus Wind und Sonne spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaschutzziele zu erreichen und damit schrittweise den Verbrauch fossiler Energien wie Kohle und Gas zu verringern. 80 Prozent des Stroms sollen 2030 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Im vergangenen Jahr waren es nach Branchenangaben 55 Prozent.
Ausbauziel 2030 wird wohl verfehlt
Das gesetzlich festgelegte Ausbauziel von mindestens 30 Gigawatt Offshore-Windenergie bis zum Jahr 2030 aber wird voraussichtlich erst 2031 erreicht, wie Branchenverbände mitteilten. Grund seien unter anderem Verzögerungen beim Netzausbau. Das Ziel für 2035 von mindestens 40 GW dagegen werde bereits ein Jahr früher erfüllt.
Verlässlichkeit von Politik gefordert
Voraussetzung dafür seien planbare Rahmenbedingungen für die Branche. Die Politik müsse mögliche Engpässe rechtzeitig im Blick behalten, sagte Thimm. Er nannte etwa den Ausbau der deutschen Seehäfen. Der Ausbau könne eine solche Schwachstelle werden, wenn seine Finanzierung zwischen Bund und Ländern weiter auf die lange Bank geschoben werde.
Mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl warnte er vor einer «Ziele-Debatte im Legislaturperioden-Takt». Die Branche brauche absolute Verlässlichkeit und Planbarkeit, sagte Thimm mit Blick auf milliardenschwere Investitionen. Ende der 20er Jahre und Anfang der 30er Jahre würden «Ausbaupeaks» erwartet. Für die Wertschöpfungskette sei dies eine enorme Herausforderung. Mit Blick auf chinesische Turbinen-Hersteller sagte Thimm, europäische Wertschöpfungsketten müssten gestärkt werden. Zugleich hieß es, der neue Flächenentwicklungsplan des zuständigen Bundesamts biete im Vergleich zu einer früheren Version weniger Klarheit über 20 GW Ausbau zur Mitte der 2030er Jahre.
Infrastruktur besser schützen
Mit der zunehmenden Bedeutung der Offshore-Windenergie für die Energieversorgung steigt aus Sicht der Branche die Notwendigkeit, die kritische maritime Infrastruktur besser zu schützen. «Die Bundesregierung muss daher zeitnah Maßnahmen ergreifen, um die physische Sicherheit der Offshore-Windenergieanlagen und der damit verbundenen Netzanbindung zu gewährleisten.» Auch die Cybersicherheit der Anlagen müsse sichergestellt werden.