Mehr Messerangriffe in Schleswig-Holstein

Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack berichtet über die Entwicklung der Kriminalität in Schleswig-Holstein. (Archivbild)
Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack berichtet über die Entwicklung der Kriminalität in Schleswig-Holstein. (Archivbild) Foto: Axel Heimken/dpa

Kiel (dpa/lno) – Die Zahl der Messerangriffe ist in Schleswig-Holstein nach Angaben der Polizei 2024 weiter gestiegen. Polizistinnen und Polizisten erfassten im vergangenen Jahr 1.187 Straftaten als Messerangriffe, wie Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2024 sagte. Das entspricht einem Plus um 12,3 Prozent oder 130 Fälle im Vergleich zu 2023.

Bei Messerangriffen wurden drei Menschen getötet. Von den insgesamt 1.508 Opfern erlitten 62 schwere und 308 leichte Verletzungen. Die Polizei ermittelte 1.089 Tatverdächtige, davon hatten 43,1 Prozent keinen deutschen Pass. Seit Jahresbeginn 2025 werde bei jedem Fall und jedem Tatverdächtigen erfasst, ob ein Messer eingesetzt oder mitgeführt worden sei, sagte Sütterlin-Waack.

Der Stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Sven Neumann, sagte, «alle gesellschaftlichen Kräfte müssen gemeinsam weiterhin daran arbeiten, die Weiterentwicklung dieser „Messerkultur“ zu unterbinden». Waffenverbotszonen könnten wirksame Gegenmaßnahmen sein.

Anstieg der Straftaten

Weiter gestiegen ist die Gewaltkriminalität generell um 3,6 Prozent auf 6.712 Fälle. Das ist der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Dazu zählen vorsätzliche Tötungsdelikte, Raub und räuberische Erpressung, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie schwere Sexualdelikte.

Es endeten aber weniger Delikte tödlich. 2024 wurden 76 Menschen getötet, das waren 21 weniger als 2023. Die Gewaltkriminalität machte einen Anteil von 3,1 Prozent an den Straftaten insgesamt aus.

Die Zahl der insgesamt in Schleswig-Holstein erfassten Straftaten stieg zwar um 8,7 Prozent auf 213.417 Fälle. Grund ist den Angaben nach ein Abrechnungsbetrug mit 18.595 Fällen. Ohne dieses Delikt hätte es einen Rückgang um 0,7 Prozent auf 194.822 Fälle gegeben. 

Rechnet man rein ausländerrechtliche Verstöße heraus, beträgt der Rückgang 1,7 Prozent. Mehr als jedes zweite Verbrechen klärten Ermittler 2024 auf. Die Aufklärungsquote stieg im Vorjahresvergleich von 55,9 auf nun 60,6 Prozent.

Einen Anstieg gab es bei häuslicher Gewalt auf 9.360 Opfer. Das waren 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als zwei von drei Opfern waren Frauen (71,4 Prozent). Sieben Menschen wurden getötet. 4.780 Opfer erlitten leichte, 71 schwere Verletzungen. Sütterlin-Waack verwies auf geplante Reformen: Schwarz-Grün will die elektronische Aufenthaltsüberwachung (Fußfessel) auch im Kontext von häuslicher Gewalt und schweren Fällen von Stalking einsetzen.

Ausländische Straftäter

Neu in der Statistik ist die sogenannte Tatverdächtigenbelastungszahl. Sie soll Aufschluss über Häufigkeit von Tatverdächtigen in bestimmten Bevölkerungsgruppen geben. 

«Bei dieser Betrachtung wird deutlich, dass im direkten Vergleich der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an der nichtdeutschen Wohnbevölkerung über alle Altersgruppen und alle Deliktsgruppen hinweg stets höher ist als der Anteil der deutschen Tatverdächtigen an der deutschen Wohnbevölkerung», sagte Sütterlin-Waack.

Auf 100.000 Schleswig-Holsteiner kamen 2024 insgesamt 2.053 Tatverdächtige. Das ist die sogenannte Tatverdächtigenbelastungszahl. Sie beträgt bei Deutschen 1.715, bei Ausländern 4.937 (ohne ausländerrechtliche Verstöße). 

Der Leitende Kriminaldirektor Stephan Marks betonte, die nun bundesweit einheitliche Berechnung erfasse nur Menschen, die tatsächlich in Schleswig-Holstein leben. In der Vergangenheit seien aber auch «reisende Täter» oder Touristen erfasst worden. Ein bayerischer Täter lasse jedoch keinen Rückschluss darauf zu, wie belastet die Bevölkerung im Norden mit Tatverdächtigen sei.

Sütterlin-Waack und Marks verwiesen auf soziologische Faktoren bei der Entstehung von Kriminalität wie Armut, mangelnde Bildung, Flucht- und Gewalterfahrungen oder sozial-schwache Milieus.

Positive Entwicklungen

Bei den Eigentumsdelikten gab es einen Rückgang um 2.352 auf 69.473 Straftaten. Rückgänge gab es beim Taschendiebstahl (minus 19,3 Prozent), Fahrraddiebstahl (-10,3) und dem Diebstahl an oder aus Kraftfahrzeugen (-6,4).

Dafür gab es mehr Einbrüche in Kellern und auf Dachböden (plus 34,7 Prozent). Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank um 9,6 Prozent 2.957 Taten. In knapp der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch.